21. Juni 2016

Sie nahm die Hilfe an.

Von nst1

Erfahrungsberichte: Leben nach dem Wort Gottes. 

Sie nahm die Hilfe an.

Auf dem Parkplatz eines Verbrauchermarktes sah ich, wie eine Frau verzweifelt versuchte, einen zweiten Gartenstuhl in ihrem Auto zu verstauen. Im Vorbeigehen fragte ich sie, ob sie Hilfe brauche. „Nein, ich komme alleine zurecht“, war ihre Antwort.

Als ich von meinem Einkauf zurückkam, war sie noch immer am Ausprobieren, wie sie den Stuhl doch noch unterbringen könnte. Jetzt nahm sie meine Hilfe an. Aber mir und einer weiteren Person gelang es nicht, den Stuhl ins Auto zu bringen. Nach einiger Zeit fragte ich sie, ob sie mir vertrauen würde; ich könnte ihr den Stuhl mit meinem Auto hinterherfahren. Nach kurzem Zögern willigte sie ein. Ich klappte meine Rücksitze zurück. Der Stuhl passte locker hinein. Am Ziel angekommen, überreichte ich ihr den Stuhl. Trotz des Miniaufwandes war das für mich ein ganz wertvoller Moment des Tages.
G.W.

Am Tag danach kam eine SMS.

Unsere Tochter leidet schon seit fast einem Jahr an täglichen Rückenschmerzen, mal mehr, mal weniger stark. Vor vier Monaten hatte sie einen akuten Bandscheibenvorfall, den die Ärzte nicht direkt operieren wollten, da die Röntgenbilder zeigten, dass ihr Rücken von oben bis unten „eine einzige Baustelle“ sei. Da sie Teilzeit arbeitet und Mutter von zwei fast erwachsenen Söhnen ist, ist es für sie eine sehr große Belastung, unter ständigen Schmerzen ihren Alltag zu bewältigen.

Vor zwei Wochen ging nichts mehr; nur noch Tränen und die verzweifelten Fragen: „Wie kann ich so weiter leben? Wie kann ich mit diesen Schmerzen umgehen? Wer kann mir helfen?“ Im Internet hat unsere Tochter dann eine Schmerztherapie gefunden, von der sie sich Linderung versprach. Sie hat sofort angerufen und die enttäuschende Antwort erhalten, dass erst Wochen später ein Termin zu bekommen sei. Sie versuchte es noch bei anderen Therapeuten. Aber ein Termin in absehbarer Zeit war nirgends möglich.

Als sie mir davon erzählte, kam mir sofort der Gedanke, im Vertrauen auf Gott dafür zu beten: „Für Gott ist nichts unmöglich!“ (Lukas 1,37) Und weil mir auch das Wort „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18,20) kam, erzählte ich meinen Freundinnen von dem Gebetsanliegen und fragte auch unsere Tochter, ob sie nicht in diesem Sinn mitbeten möchte.

Am darauffolgenden Tag kam eine SMS von unserer Tochter: „Die Schmerztherapeutin hat angerufen und mir einen Termin für kommenden Montag angeboten.“ Das war ein großes Geschenk für sie, aber auch für mich: Dass Gott das Gebet unserer Tochter so schnell erhört hatte und dadurch ihr Glaube gestärkt wurde.
V.J.

Wie sprichst du mit Gott?

Kurz vor Weihnachten kam ein junges afghanisches Ehepaar in unsere Stadt. Ich habe sie kennengelernt und sah in ihren Gesichtern die Not, die sie durchgemacht hatten. Sie lebten in einer Unterkunft in einem kleinen Zimmer von 10,4 Quadratmetern. Kaum Platz, sich zu bewegen.

Dann geschah auf ihrer Etage eine sexuelle Übergriffigkeit eines Pakistaners auf ein kleines Mädchen. Die Polizei war da. Als ich das nächste Mal zu dem jungen Paar kam, sah ich, was das vor allem in der jungen Frau ausgelöst hatte. Sie, 17 Jahre alt, war starr vor Angst. Ich verstand, dass ich, obwohl es kaum noch freie Wohnungen gab, eine für diese beiden finden und die Stadt überzeugen musste, dass sie dringend aus der Sammelunterkunft herausmussten.

Es gelang. Ich ging sie besuchen. Da ich dem jungen Mann die Schuhe meines verstorbenen Vaters geschenkt hatte, sagte er mir, dass seine Frau jeden Abend für mich, meinen Vater und meine ganze Familie beten würde. Daraufhin fragte ich, wie sie als Muslima bete, ob laut oder leise und wer Gott für sie sei. Wir kamen in einen tiefen Austausch. „Immer wenn du nachts wach wirst“, sagte der junge Mann zu seiner Frau, „und die schrecklichen Bilder der Flucht in dir hoch kommen, weinst du und sprichst laut mit Gott!“

Daraufhin erzählte ich, dass ich auch laut mit Gott spreche und dass ich spüren würde, wie sehr Gott uns liebt und uns hilft. Um konkret zu werden, erzählte ich ihnen: „Ich hab zu Jesus gebetet und ihm gesagt, dass wir dringend eine Wohnung für euch brauchen. Einen Tag später rief mich ein Mann an und wies mich auf zwei inserierte Wohnungen hin. Ich rief an. Der Vermieter reagierte verhalten, als er hörte, dass es sich um euch, Flüchtlinge aus Afghanistan, handle. Ich bat ihn, euch wenigstens eine Chance zu geben. Drei Tage lang hörte ich nichts. Dann meldete er sich und lud zu einem Besichtigungstermin ein. Schnell war klar, dass er euch die Wohnung geben würde. Als wir wieder auf der Straße standen, sagte seine Frau: ‚Wir sind ja Christen! Und weil Sie so für die jungen Leute gesprochen haben, haben wir uns gesagt: Wir können ja nicht nur reden, sondern müssen auch etwas tun. Deshalb haben wir den Schritt gemacht!’“

Der Mann hatte für seine Frau übersetzt. Plötzlich bat er mich, nicht weiterzureden. Drei Minuten saßen wir schweigend an ihrem kleinen Holztisch. Die Augen des jungen Afghanen füllten sich mit Tränen. Dann sagte er: „Ich weiß nicht, was gerade mit mir geschehen ist. Ich kann nicht weiter reden. Ich muss dir sagen: Dein Gott hat mich berührt!“ Dann weinte er.
M.W.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2016)
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