27. September 2016

Alltag und Gottesdienst

Von nst1

Traudl Wallbrecher, Gründerin der Integrierten Gemeinde, verstorben

Nach langer Krankheit starb am 29. Juli die Initiatorin der Katholischen Integrierten Gemeinde (KIG), Gertraud (Traudl) Wallbrecher, im Alter von 93 Jahren in ihrer Heimatstadt München. Nach dem Zweiten Weltkrieg und den Erfahrungen des NS-Regimes hatte sie zusammen mit ihrem Mann Herbert Wallbrecher (1922-1997) den Weg der KIG begonnen. Das Ehepaar formte in den folgenden Jahren die Grundzüge der Integrierten Gemeinde: Verbindung von Alltag und Gottesdienst in einem gemeinschaftlichen Leben mit dem Anspruch, Fernstehenden wieder einen Zugang zur katholischen Kirche zu eröffnen. Zentren der KIG wurden ein Tagungshaus im oberbayrischen Urfeld, Einrichtungen in München und Bad Tölz, später auch die Akademie Villa Cavalletti bei Rom.

1978 wurde die KIG von den damaligen Erzbischöfen in Paderborn und München, Johannes Joachim Degenhardt und Joseph Ratzinger, kirchlich anerkannt und zog namhafte Theologen wie den Ratzinger-Schüler Ludwig Weimer und die Neutestamentler Gerhard Lohfink und Rudolf Pesch (1936-2011) als Mitglieder an. „Mit ihrer Offenheit für die moderne Theologie“, so die zur KIG gehörenden Priester und Theologieprofessoren in ihrem Nachruf, „bereitete sie den Boden für den ‚Lehrstuhl für die Theologie des Volkes Gottes’ an der Päpstlichen Lateran-Universität in Rom.“

Wallbrecher leitete die Integrierte Gemeinde von 1968 bis 2008 als Vorsitzende. In diese Zeit fielen auch die Expansion nach Österreich und Tansania sowie enge Kontakte mit Vertretern des Judentums. Nach ihrem Rückzug geriet die KIG in innere Spannungen. Seit 2009 lebte Wallbrecher bei ihrer Tochter in München.
gba

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2016)
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