26. September 2016

Mit „Seekühen“ gegen Plastikmüll

Von nst1

Katamaran soll helfen, die Weltmeere zu säubern.

Zehn Millionen Tonnen Plastikmüll landen nach Angaben von Umweltorganisationen jährlich im Meer. Ein ernstes Problem, wie Wissenschaftler und Umweltschützer seit Jahren betonen. Dem soll nun ein Spezial-Katamaran aus Lübeck entgegenwirken. Die „Seekuh“ sammelt Müll, fährt mit sauberer Energie und ist überallhin verschiffbar. Entwickelt hat das Schiff Günther Bonin vom Verein „One Earth – One Ocean“ in Garching zusammen mit dem Kieler Ingenieur Dirk Lindenau und einer Werft. Am 25. September soll in Kiel die Schiffstaufe sein.

„Zwischen den jeweils zwölf Meter langen Rümpfen wird eine bewegliche Netzkonstruktion angebracht“, so Bonin, der Vorsitzende des Vereins „One Earth – One Ocean“, dessen Ziel es ist, „die Erde von Plastikmüll zu befreien“. Mit der Seekuh „fischen wir an der Wasseroberfläche treibende Kunststoffteile ab, während sich der Katamaran mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Knoten, also knapp vier Kilometern pro Stunde übers Wasser bewegt.“ Angetrieben werden soll der Katamaran mit Solarenergie. Eine besondere Herausforderung für die Schiffbauer war die Vorgabe, dass er zerlegbar sein muss. „Seine acht Module können in Container verpackt und so an jeden Ort der Erde gebracht werden“, sagt Lindenau.

Pro Fahrt kann die „Seekuh“ rund zwei Tonnen Müll aufnehmen, der dann an Land recycelt werden soll. „Der Katamaran ist hauptsächlich für den Einsatz in Küstennähe und auf Binnengewässern gedacht, denn die Netze reichen nur etwa drei bis vier Meter tief“, sagt Lindenau. Rund 250 000 Euro kostet der Katamaran und wenn sich der Prototyp bewährt, will Bonin weitere Seekühe in Auftrag geben.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) begrüßt die Idee, große Plastikteile, den sogenannten Makromüll, aus dem Meer zu fischen. „Das Abfischen von Mikroplastik sehen wir dagegen kritisch, weil dadurch die ökologischen Grundlagen des Lebens im Meer zerstört werden können“, so der Meeresschutz-Experte des Nabu, Kim Cornelius Detloff.

„Plastikabfälle in den Ozeanen bilden eine große Gefahr für Seevögel und Meerestiere, die sich in Plastikteilen verheddern oder sie mit Nahrung verwechseln und verschlucken. Außerdem gelangen winzige Kunststoffpartikel, die unter anderem krebserregend sein können, in die Nahrungskette“, sagt Stephan Lutter, Meeresschutzexperte des World Wildlife Fund. Deshalb sei „solch ein Müllsammelschiff allemal einen Versuch wert.“ Gleichzeitig müsse man aber dafür sorgen, dass der Müll gar nicht erst ins Meer gelangt.

Bonin plant unterdessen schon ein neues Projekt. Der „See-Elefant“ soll Plastikmüll einsammeln und ihn in Energie umwandeln, sich also gewissermaßen mit dem Müll selbst antreiben.
Gabi Ballweg

www.oneearth-oneocean.com

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2016)
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