19. Oktober 2016

Die gemeinsame Mitte

Von nst1

Was kann helfen, Sand im familiären Getriebe zu verhindern?

Wer darf wann worüber bestimmen: Haben wir es verpasst, frühzeitig strikte Regeln aufzustellen? Andererseits gibt es wohl keine gerechte Verteilung innerhalb einer Familie: Die Bedürfnisse sind zu unterschiedlich!

Im Alltag – wir sind immerhin zu fünft – gibt es viel zu tun; Anforderungen von außen bringen uns an die Grenzen; und jeder hat so seine Träume und Wünsche, die über das persönliche Glücklichsein entscheiden. Nicht zuletzt raubt uns die Faszination der Medien manche Gelegenheit zusammenzukommen. Spätestens wenn der Ton zu Hause unfreundlicher wird, ist es Zeit für ein gemeinsames Gespräch.

Für uns hat sich die Form der Familienkonferenz bewährt: Da hat jeder seine Chance, zu Wort zu kommen, auch wenn er weniger laut und schlagfertig ist. Wir beginnen mit einer Runde Rückschau und erzählen einander alles, was in der letzten Zeit gut gelaufen ist. Dann kommen die Dinge, die einen stören, kränken, die man sich anders wünscht. Und zuletzt die Frage, welchen Beitrag jeder geben kann, damit das Zusammenspiel unter uns besser wird.

Diese Momente auf Augenhöhe, mit großer Achtung vor der Sicht des anderen, setzen neue Kräfte frei. Die Liebe kommt ins Spiel. Plötzlich hat jeder tolle Vorschläge, wie unser Familienleben schöner werden kann. Noch mehr beeindruckt mich, dass sich alle auch noch Tage später gerne an ihre Vorsätze erinnern (lassen).

Immer mehr bin ich überzeugt, dass genau aus dieser gemeinsamen Mitte unsere Formung gelingen kann. Viele Wünsche werden wir nicht erfüllen, unseren Kindern auch unangenehme Aufgaben nicht ersparen können. Sind wir aber motiviert von der Liebe zueinander, fehlt uns nichts, um glücklich zu sein.
Veronika Dörrer

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Oktober 2016)
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