18. Juli 2017

Stress, lass nach!

Von nst5

Stress-Skala

Messen und vergleichen
Die beiden US-amerikanischen Psychiater Thomas Holmes und Richard Rahe wollten die Stärke von Stress vergleichbar machen. Dazu haben sie 1967 mit den Daten von 5 000 Patienten eine Skala entwickelt. 43 erfreulichen und unglücklichen Lebensereignissen wurden Stresswerte zwischen 0 und 100 zugeteilt: Eine geringfügige Übertretung der Gesetze zählt 11, der Tod des Ehepartners 100 Risikopunkte. Ein Wechsel der Schule oder Wohnung beispielsweise erhält 20, ein Berufswechsel 36, Familienzuwachs 39, der Verlust des Arbeitsplatzes 47 und eine Scheidung 73 Punkte. Je mehr Lebensbereiche Veränderungen angepasst werden müssen, desto größer der Stress.
In 25 Jahren Forschung haben Holmes und Rahe immer mehr Belege gefunden, dass Stress die Anfälligkeit für Krankheiten steigert. Mittlerweile gibt es auch eine angepasste Skala für Kinder und Jugendliche.

Jedes 6. Kind
zwischen 6 und 11 Jahren und jeder 5. Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren leidet in Deutschland unter Stress. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie von Universität Bielefeld und Bepanthen-Kinderförderung (2015). 20,8 % der gestressten Kinder haben das Gefühl, nicht zu schaffen, was die Eltern von ihnen verlangen. 87,3 % ihrer Eltern hingegen glauben nicht, ihr Kind mit Aktivitäten zu überfordern. Das befürchten nur 20 % der Eltern. Etwa 50 % der Eltern gestresster Kinder machen sich eher Sorgen, ihre Kinder nicht genügend zu fördern.
Stress verstehen die Forscher als „Ungleichgewicht zwischen wahrgenommenen Anforderungen und subjektiven Fähigkeiten, diesen Anforderungen zu begegnen.“ Dauerstress bei Kindern kann zu Versagensängsten, erhöhter Aggressivität und in späteren Jahren zu Depressionen führen. Stressgefährdet sind vor allem Kinder, die die Elternrolle ausfüllen und Behördengänge tätigen, die Erziehung der Geschwister übernehmen oder den gesamten Haushalt managen müssen.
Quelle: kinderförderung.bepanthen.de/sozialforschung/stress-bei-kindern/

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2017)
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