30. November 2017

Die Qual der Wahl

Von nst5

Drüber schlafen – bringt das was?

Kaum jemand, der den Rat noch nicht gehört hat: Schlaf mal eine Nacht drüber! Am nächsten Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus!“ Zugegeben, der Tipp kann auch nerven. Da erhofft man sich mentale Unterstützung und Rat – und bekommt eine Schlaftablette. Na, danke für die Hilfe!
Tatsächlich tun wir der Empfehlung damit aber Unrecht. Es mag zwar manchmal eine Floskel sein – sie stimmt aber: Unser Kopf freut sich über guten und tiefen Schlaf enorm. Denn im Schlaf lernt unser Gehirn nicht nur, es verarbeitet auch eine Menge Informationen und entsorgt den Müll, molekularen Abfall und schädliche Stoffwechselprodukte. Und: Es hat vor allem keinen Druck. Der Stress hinter dem Gedanken Ich muss jetzt eine Antwort finden“ bewirkt in schöner Regelmäßigkeit das genaue Gegenteil: Blackout  und Stillstand im Kopf.
Die besten Ideen und Lösungen kommen dafür umso öfter, wenn wir gerade nichts tun,  nichts denken – oder eben schlafen. Default Mode“ heißt dieser Zustand unter Wissenschaftlern. Gemeint ist der Leerlauf des Gehirns, in dem Gelerntes und Erlebtes besonders gut verarbeitet und  neu verknüpft werden – die perfekte Voraussetzung, um die Lösung zu einem Entscheidungsdilemma (fast) auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen.
Gleich mehrere Studien (vor allem aus den USA) scheinen zu bestätigen: Schlafen macht schlau, es stärkt das Erinnerungsvermögen, hilft beim Lernen und Ausgeschlafene treffen schneller Entscheidungen.

Entscheiden
„Entscheiden“ stammt vom germanischen Wort „skaipi“ (Plural von „skeidir“ für Schwertscheide) für zwei getrennte Holzplatten, die ein Schwert schützten. Im Althochdeutschen wurde dieser Wortstamm zu „sceidan“ und dann zu „intsceidôn“ für „aus der Scheide ziehen, trennen“ weiterentwickelt.
Das mittelhochdeutsche Wort „entscheiden“ bedeutete „absondern, aussondern, bestimmen und richterlich ein Urteil fällen“: Aussagen und Ansichten mussten durch den Richter voneinander getrennt werden („scheiden“), um zur richtigen Einsicht zu gelangen.
Ein etymologisches Wörterbuch leitete im Jahre 1819 das Wort Entscheidung vom Verb „scheiden“ ab, weil der Entscheidungsträger mehrere Alternativen voneinander zu trennen hat.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November/Dezember 2017)
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