29. November 2017

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Am Montagnachmittag wollten mich vier junge Asylanten aus Gambia mit ihren zwei Flüchtlingshelfern besuchen. Dabei war der Tag gar nicht günstig, denn am Vormittag hatte ich einem anderen Flüchtling Unterstützung bei einem Arztbesuch zugesagt. Das würde sicher dauern.
Beim Aufstehen hatte ich in meinem Inneren eine Zusage vernommen: „Ich – Gott – bin für dich da.“ So gelang es mir, alles ruhig anzugehen. Und siehe da, trotz Arzttermin war ich schon um 11.30 Uhr wieder zu Hause. Ich widerstand der Verlockung, gleich ans Vorbereiten für den Besuch zu gehen, sondern baute auf die morgendliche Zusage und machte einen kleinen Spaziergang durch den nahen Park, um mich ein wenig zu erholen. Dann kam eine Mitarbeiterin der Flüchtlingsarbeit früher und gemeinsam konnten wir alles herrichten. Jetzt fehlte nur noch der Kuchen. Als ich vom Bäcker zurückkam, ging unser Besuch gerade die Treppe hinauf. Punktlandung! Mein Herz jubelte, Gott hat Wort gehalten. Schöner, als ich es je hätte planen können!
J.K.

Illustration: (c) elfgenpick/Pirmin Pokorny

Ich stand in der zweiten Reihe bei der Kasse im Verbrauchermarkt. Während des Wartens bemerkte ich, dass jemand einen Schlüsselbund an der anderen Kasse abgab. Beim Einräumen in den Kofferraum sah ich eine Frau neben mir, die verzweifelt ihren Autoschlüssel suchte. Ich wollte schon wegfahren, da kam mir der Gedanke, dass ich ihr vielleicht helfen könnte. Sie klagte mir ihre Sorge und meinte: „Ich habe schon alle meine Taschen durchsucht, kann den Schlüssel aber nicht finden. Vielleicht habe ich ihn verloren.“ Da fiel mir die Beobachtung von vorher ein. Ich ließ mir den Schlüssel beschreiben, lief zur Kasse und fragte nach. Es war tatsächlich der vermisste Schlüssel. Ein Glücksmoment für uns beide.
G.W.

Eines Tages nahm ich im Auto einen Anhalter mit. Es war mittags. Ich fragte ihn, wo er essen würde, und er antwortete: „Ich habe kein Geld und weiß wirklich nicht, wovon ich Essen bezahlen sollte.“ Zunächst war ich misstrauisch, aber dann verjagte ich diese Gedanken und sagte innerlich zu Jesus: „Es ist mir egal, wer er ist; ich tue es für dich. In meinen Taschen  suchte ich das zusammen, was ich hatte und gab es ihm. Um ihn nicht zu demütigen, fügte ich hinzu: „Wenn es sich ergibt, werden Sie es mir zurückgeben.“ An jenem Tag bekam ich von einem Kunden einen Umschlag mit exakt der Summe, die ich dem Mann gegeben hatte. Für mich war es eine Bestätigung, dass das Evangelium wahr ist.
A.G.

Befreundete Familien beschlossen, ein Fest zu organisieren für die Senegalesen, die in unserer italienischen Stadt wohnten. Wir haben uns alle bemüht, die jungen Migranten die Wärme der Familie spüren zu lassen. Einer von ihnen sagte: „Das hat unsere Erwartungen wirklich weit übertroffen. Niemand von euch hat uns als Fremde behandelt, wir waren hier zu Hause. Wir haben den gleichen Gott, darum sind wir Geschwister.“ Das Fest ging zu Ende, die Freundschaft nicht.
G.L.

Mein Mann legt sich oft nach der Arbeit auf die Couch und schaut einen Film an. Mich ärgert das, denn nach einem Tag voller Arbeit im Haushalt und mit den Kindern wünschte ich mir etwas Unterstützung von ihm. Freunde rieten mir, nichts zu erwarten, sondern als Erste zu lieben. So habe ich versucht, mich in seine Haut zu versetzen: Ich habe an seine schwierige Arbeit gedacht und an sein Bedürfnis, zu Hause Verständnis und Liebe zu erfahren. Also habe ich meine Arbeit beiseite geschoben und mich neben ihn gesetzt, um den Film anzuschauen. Danach haben wir miteinander geredet und unsere Meinungen ausgetauscht – einvernehmlich, wie lange nicht.
G.G.

Ich habe einen starken, selbstsicheren Charakter und weiß, was ich will. Das führt mich auch dazu, über andere zu urteilen, was wiederum den Aufbau von Beziehungen erschwert. Vor einiger Zeit habe ich an einem Treffen teilgenommen, bei dem es um das Wort Gottes ging. Ich fühlte mich ganz schön in Frage gestellt. Trotzdem: Ich wollte es probieren. Als Personalverantwortliche in einem großen Lager mit mehr als 30 Beschäftigten konnte ich vor allem einen nicht leiden. Normalerweise warf ich ihm den Lohnumschlag einfach auf den Schreibtisch. Und jetzt? Ich habe versucht, ihn mit anderen Augen zu sehen, als hätte ich eine Brille aufgesetzt. Dann habe ich mich überwunden und ihn vor allen um Verzeihung gebeten. Ich war in meinem Leben selten so froh wie danach.
D.B. (Brasilien)

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November/Dezember 2017)
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