14. März 2018

Bitcoin

Von nst5

In letzter Zeit ist in den Medien oft vom Zahlungssystem Bitcoin und anderen sogenannten Kryptowährungen die Rede. Diese digitalen Tauschmittel werden im Gegensatz zum Zentralbankgeld durch Private geschöpft. Wir fragen nach, was es damit auf sich hat.

Warum sind Bitcoins in letzter Zeit so stark in das öffentliche Interesse gerückt?
Dafür sind zwei Entwicklungen maßgebend: Zum einen haben Unternehmen und staatliche Institutionen die Bedeutung der Technologie hinter Bitcoin erkannt, die sogenannte Blockchain-Technologie. Zum anderen hat sich der Marktwert von Bitcoin und allen anderen Kryptowährung in den letzen zwei Jahren verdreißigfacht. Diese zwei Phänomene stehen in direktem Zusammenhang zueinander und haben sich verstärkt.

Was versteht man unter Bitcoin?
Ein Unbekannter, der sich hinter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ verbirgt, hat 2008 das Zahlungssystem Bitcoin erfunden. Damit konnten erstmals digitale Daten (die Münzen) unkopierbar gemacht werden. Diese Erfindung nennt man fachlich „Blockchain“. Es gibt mittlerweile über tausend  Kryptowährungen, die neue Blockchainverfahren ausprobieren. Der Wert einer Kryptowährung ergibt sich einfach durch die Nachfrage. Menschen kaufen Bitcoin, weil es begrenzt viele gibt, in der Erwartung von Kursgewinnen.
Die meisten Staaten sind sich einig: Eine Kryptowährung ist eigentlich gar keine Währung, sondern ein Vermögenswert wie Gold, Öl oder Schweinehälften.

Wer nutzt Bitcoin? Wofür sind Kryptowährungen interessant?
Bitcoin ist heute hauptsächlich ein riskantes Spekulationsobjekt und wird kaum als Zahlungsmittel verwendet. Man spekuliert auf die Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie, die zahlreiche Innovationen mit sich bringt: neue Finanzierungsmöglichkeiten für Startups, zum Beispiel sogenannte Initial Coin Offerings (eine Art Crowdfunding), für Autonome Digitale Unternehmen (Distributed Autonomous Organizations), digitale Verträge (Smart Contracts) und die Maschinenökonomie (den Handel zwischen digital vernetzten Geräten).
Ein Zukunftsszenario als Beispiel: Ein Taxiunternehmen für selbstfahrende Taxis wird gegründet. Investoren finanzieren es mit Bitcoin und bekommen dafür den Unternehmenseigenen Taxicoin. Nach Aufbau der Flotte kaufen ihnen Passagiere diese Taxicoin mit Gewinn ab, um die Taxidienste zu benutzen. Treibstoff und Wartung werden von den selbstfahrenden Fahrzeugen in Kryptowährungen autonom bezahlt. Hat der Passagier es besonders eilig, kann er mit anderen Fahrzeugen in eine vollautomatische Auktion eintreten. Die Meistbietenden bekommen den Platz auf der Überholspur. Wer es nicht eilig hat, verdient.

Gibt es eine Grenze zur Legalität?
Jeder darf Kryptowährungen kaufen und verkaufen; Gewinne müssen eventuell versteuert werden. Dass Kryptowährungen auch im Schwarzmarkt oder für Geldwäsche benutzt wurden, hat in den westlichen Ländern zu keinen Verboten geführt. Die EU selbst fördert Blockchainunternehmen, plant jedoch für die kommenden Jahre stärkere Regulierungen des Marktes.
Roland Kofler

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März/April 2018)
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