20. Januar 2009

Priester gegen Mönche

Von nst_xy

Die Plattenfirmen nutzen die Talente von Gottesmännern im Kampf um die Gunst der Zuhörer – und der CD-Käufer.

Drei singende Priester stürmen von ihrem Heimatland Irland aus als „The Priests“ die Album-Charts und die CD-Regale in ganz Europa. David Dlargy und die Brüder Eugene und Martin O’Hagan kennen sich aus Schulzeiten und haben damals schon zusammen gesungen. Wegen ihres Wunsches, Priester zu werden, fing sich das Trio von ihren Mitschülern den Spitznamen „Holy, Holy, Holy“ ein. Sie gingen gemeinsam ins Priesterseminar und zum Theologiestudium nach Rom. Neben ihrer theologischen Ausbildung bekamen sie Gesangsunterricht. Auch in Rom fielen sie mit ihrem Talent auf und wurden eingeladen, für den Papst zu singen.

„The Priests“ ist die Antwort von Sony BMG auf die Steilvorlage von Universal Music. Das Label hatte per Anzeige in christlichen Medien nach „the most beautiful sacred voices“ gesucht. Die Zisterzienser aus dem Stift Heiligenkreuz im Wienerwald bewarben sich am letzten Tag der Ausschreibung und überzeugten die Plattenfirma durch ein Video, das ein Mönch auf Youtube gestellt hatte.

„The Priests“ haben einen Plattenvertrag über mehr als eine Million Euro mit Sony abgeschlossen, und wie die Mönche aus Heiligenkreuz sind sie jetzt großem Presserummel ausgesetzt. Dabei ist es beiden Gruppen wichtig, dass ihre geistliche Berufung immer im Vordergrund steht. Die drei Priester von „The Priests“ kümmern sich vor allem um ihre Gemeinden und haben in ihrem Vertrag ausgehandelt, dass ihre Aufgaben in der Seelsorge immer Vorrang haben vor Konzerten und Presseterminen. Diese können im Notfall auch abgesagt werden. Musikalisch gehen „The Priests“ und die Mönche von Stift Heiligenkreuz verschiedene Wege, auch wenn beide Gruppen christliche Musik machen. „The Priests“ singen religiöse und spirituelle Klassiker wie „Ave Maria“ oder „O holy night“, während die Mönche das aufgenommen haben, was zu ihrem täglichen Gebet gehört: Gregorianische Gesänge. Die Gesänge werden äqualistisch vorgetragen, also rhythmisch einförmig, wie es der Praxis um das Jahr 1500 entspricht. Für den einen klingt dies eintönig, für den anderen meditativ.

Dass diese religiösen CDs so erfolgreich sind, liegt wohl an zwei Dingen: Zum einen gibt es eine wachsende Sehnsucht der Menschen nach Spiritualität. Zum anderen wirkt auch die Geschichte der Künstler. Dass Branchenfremde im Musikbusiness Erfolg haben können, wissen die Plattenfirmen nicht erst seit dem singenden Handyverkäufer Paul aus England oder talentierten Harz IV-Empfängern aus deutschen Casting-Shows. Das „Ave Maria“ oder Gregorianische Gesänge können ausgebildete Gregorianische Gesänge gehören zum Sänger musikalisch täglichen Gebet der Zisterzienser-Mönche aus bestimmt genauso Stift Heiligenkreuz. gut singen wie „The Priests“ oder die Zisterzienser aus Heiligenkreuz, aber es scheint dem Publikum wohl authentischer, wenn es „echte“ Gottesmänner tun.
Meike Münz

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2009)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und Email finden Sie unter Kontakt.
© Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München