10. Juni 2009

Gegenläufige Entwicklung

Von nst_xy

Trotz Banken- und Finanzkrise verzeichnet die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft „Oikocredit” einen Zuwachs an privatem Anlagekapital.

Während die internationalen Finanzmärkte in heftigen Turbulenzen sind, und weltweit die Banken voller Misstrauen ihre Bedingungen für die Kreditver­gabe hochschrauben, erlebt der Mikrokredit-Sektor offenbar eine gegenläufige Entwicklung. Wie die ökumenische Entwicklungsgenos­senschaft „Oikocredit” mitteilt, konnte sie ihre Investitionen um 32 Prozent auf insgesamt 365 Millio­nen Euro steigern. Allein der Oiko-credit-Förderkreis Bayern habe im März 2009 die 20-Millionen-Euro-Schwelle überschritten. Der An­stieg beim Anlagekapital sei noch in keinem ersten Quartal so hoch gewesen wie in 2009. Die Unter­stützer der 1975 aus einer Initiative des Ökumenischen Rates der Kir­chen entstandenen Genossenschaft sehen darin das Anzeichen für ein Umdenken auf Seiten der privaten Anleger.
Das gezeichnete Anteilskapital von Oikocredit fließt zu 100 Pro­zent in Unternehmen armer und benachteiligter Menschen. Die Gelder sind derzeit in 65 Län­dern an 739 Genossenschaften, kleine und mittlere Unternehmen sowie Mikrofinanz-Institutionen vergeben. Mit deren Angebot an Kleinkrediten und Beratung finden etwa 15 Millionen Menschen einen Weg aus der Armut.
Trotz der Steigerung kann Oiko­credit jedoch die Nachfrage nach Investitionen nichtbedienen. Denn in der Folge der Finanzkrise ziehen viele Fonds und Banken ihre Mittel aus dem Mikrofinanz-Sektor ab. Die ökumenische Entwicklungs­genossenschaft kann ihren Kre­ditnehmern die Treue halten, weil ihre Anleger nicht auf hohe Rendite setzen, sondern mit ihrer An­
lage ein ideelles Ziel verbinden. Di­rektmitglieder der Genossenschaft sind Kirchen, kirchliche Organi­sationen, Projekt-Mitglieder und Oikocredit-Förderkreise. Über die letztgenannten können Einzel­personen ihr Kapital anlegen. Oi­kocredit zahlt an die Anleger eine bescheidene Jahresdividende von zwei Prozent, wirbt aber mit einer hohen Anlagesicherheit: In den über 30 Jahren ihres Bestehens habe noch kein Anleger auch nur einen Cent verloren.
swi

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2009)
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