Gegenläufige Entwicklung
Trotz Banken- und Finanzkrise verzeichnet die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft „Oikocredit” einen Zuwachs an privatem Anlagekapital.
Während die internationalen Finanzmärkte in heftigen Turbulenzen sind, und weltweit die Banken voller Misstrauen ihre Bedingungen für die Kreditvergabe hochschrauben, erlebt der Mikrokredit-Sektor offenbar eine gegenläufige Entwicklung. Wie die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft „Oikocredit” mitteilt, konnte sie ihre Investitionen um 32 Prozent auf insgesamt 365 Millionen Euro steigern. Allein der Oiko-credit-Förderkreis Bayern habe im März 2009 die 20-Millionen-Euro-Schwelle überschritten. Der Anstieg beim Anlagekapital sei noch in keinem ersten Quartal so hoch gewesen wie in 2009. Die Unterstützer der 1975 aus einer Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen entstandenen Genossenschaft sehen darin das Anzeichen für ein Umdenken auf Seiten der privaten Anleger.
Das gezeichnete Anteilskapital von Oikocredit fließt zu 100 Prozent in Unternehmen armer und benachteiligter Menschen. Die Gelder sind derzeit in 65 Ländern an 739 Genossenschaften, kleine und mittlere Unternehmen sowie Mikrofinanz-Institutionen vergeben. Mit deren Angebot an Kleinkrediten und Beratung finden etwa 15 Millionen Menschen einen Weg aus der Armut.
Trotz der Steigerung kann Oikocredit jedoch die Nachfrage nach Investitionen nichtbedienen. Denn in der Folge der Finanzkrise ziehen viele Fonds und Banken ihre Mittel aus dem Mikrofinanz-Sektor ab. Die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft kann ihren Kreditnehmern die Treue halten, weil ihre Anleger nicht auf hohe Rendite setzen, sondern mit ihrer An
lage ein ideelles Ziel verbinden. Direktmitglieder der Genossenschaft sind Kirchen, kirchliche Organisationen, Projekt-Mitglieder und Oikocredit-Förderkreise. Über die letztgenannten können Einzelpersonen ihr Kapital anlegen. Oikocredit zahlt an die Anleger eine bescheidene Jahresdividende von zwei Prozent, wirbt aber mit einer hohen Anlagesicherheit: In den über 30 Jahren ihres Bestehens habe noch kein Anleger auch nur einen Cent verloren.
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(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2009)
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