10. Juni 2009

Versteckter Spott tut weh

Von nst_xy

Ironie ist eine Sprache, die Kinder nicht verstehen.

Mama, ich verstehe dich nicht! Wenn ich ein Glas umstoße rufst du: Ja toll! Du bist ein Held!’ – und dann schimpfst du mich aus. Findest du es denn nun toll oder nicht?”
Durch diese Worte meines Äl­testen wie vor den Kopf gestoßen, achtete ich fortan sehr genau auf meine Worte und erschrak: Wie oft sind Kinder unserem versteckten Spott ausgeliefert, und wie schwer können sie damit umgehen! Sie spüren genau, wenn Worte sich nicht mit dem decken, was man eigentlich sagen möchte, und sind zutiefst verunsichert, wenn sie dann in ihrer Not nicht ernst ge­nommen werden.
Wer kennt die Situation nicht:
Das weinende Kind kommt zur Mutter und zeigt seinen verletzten Finger, sucht Trost und Ver­ständnis und bekommt von einer umstehenden Person den Rat: „Bis du heiratest, ist alles vorbei!” oder gar: „Hau dir doch auch auf den anderen Finger, dann tut der eine nicht mehr so weh!”
Als Mutter versuchte ich früher oft, eine Brücke zwischen dem ratlosen und enttäuschten Kind und dem vermeintlich witzigen Rat­geber zu schlagen. Heute erkläre ich ganz offen: „Wissen Sie, Ironie ist eine Sprache, die Kinder nicht verstehen.” Dabei mache ich die Erfahrung, dass es den meisten so geht wie mir. Erst einmal darauf aufmerksam gemacht, erkennen sie, dass ein liebevoller Umgang mit Kindern frei von Spott und Ironie Sein muss.
Petra Fuchs

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2009)
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