10. Juli 2009

Ostern gemeinsam feiern

Von nst_xy

Die Astronomie könnte helfen, den Streit um das Osterdatum beizulegen.

Die Voraussetzungen für eine Einigung im Streit um das Osterdatum sind gut. Mit dieser Überzeugung endete ein internationales ökumenisches Seminar im ukrainischen Lviv Mitte Mai. Die Auseinandersetzung um die Osterdatierung ist fast so alt wie die christliche Religion. Das Konzil von Nizäa (325) legte Ostern fest auf den ersten Sonntag nach dem Vollmond, der auf die Frühjahrstagundnachtgleiche folgt, also nach dem 21. März. Doch mit der gregorianischen Kalenderreform (1582) kam es zum Streit. Während die westlichen Kirchen sich nach diesem neuen Kalender richteten, blieben die orthodoxen Kirchen bei der Berechnung nach dem alten, julianischen Kalender. Je nach den Mondphasen kann daher der Abstand zwischen den beiden Osterdaten bis zu fünf Wochen betragen.

Aufgrund der jahrhundertelangen Debatten und Verletzungen in der Kalenderfrage ist nicht damit zu rechnen, dass eine Seite die Position der anderen übernimmt. Seit 1997 liegt allerdings ein wenig bekannter Kompromiss des Weltkirchenrates auf dem Tisch: Er sieht vor, nicht vom jeweiligen 21. März auszugehen, sondern Tagundnachtgleiche und Vollmond nach exakten astronomischen Daten zu berechnen. Dafür müssten beide Seiten von ihrer Position abrücken, ohne jedoch die Festlegung von Nizäa zu verletzen.

Der Zeitpunkt ist günstig: In den nächsten beiden Jahren liegt das Osterfest in West und Ost „zufällig“ auf demselben Termin. Diese Zeit, so die Theologin beim Weltkirchenrat, Dagmar Heller, sollten die Gemeinden und Gemeinschaften nutzen, um die Bedeutung des gemeinsamen Osterfestes neu ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. „Es wäre ein Traum“, so Pfarrerin Heller, „wenn wir dann im Jahr 2012 erstmals nach der neuen Berechnung gemeinsam Ostern feiern könnten.“
swi

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2009)
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