Crazy Combos
Musik verbindet Menschen, und so finden sich manchmal auch sehr außergewöhnliche Gruppen zusammen.
Die Ukulele dürfte auf der Hitliste der uncoolen Instrumente ganz oben stehen zusammen mit der Mundharmonika und der Harfe. Das hat wohl auch Stefan Raab mit seinen Darbietungen auf dieser Art Mini-Gitarre kaum ändern können. In England hingegen gibt es seit fast 25 Jahren ein Ensemble, das die Ukulele zum Kultobjekt macht: „The Ukulele Orchestra of Great Britain“.
In förmlicher Abendgarderobe betreten die acht Musiker die Bühne und deuten so ein steif-seriöses Konzertvergnügen an, das dann aber nicht stattfindet.
Das Repertoire der „Ukes“ – wie sie liebevoll genannt werden – umfasst die unterschiedlichsten Musikarten. „Alle Genres eignen sich für Neuinterpretationen, so lange man sie auf der Ukulele spielt!“ Das ist die Philosophie des Ensembles, die jedem Zuhörer spätestens nach einem Konzertbesuch einleuchtet.
„The Ukulele Orchestra of Great Britain“ widmet sich vor allem Popsongs und interpretiert diese auf ihren Bonsai-Gitarren und mit ihren hervorragenden Stimmen. Ihre Spezialität ist es, in einem Medley zwei Lieder mit derselben Akkordfolge gleichzeitig zu singen.
Ursprünglich hatte sich das Orchester nur für ein einziges Konzert zusammengeschlossen, mittlerweile jedoch tourt es durch die ganze Welt und begeistert die Zuschauer mit den Ukulelen und dem trockenen englischen Humor.
Auch die nächste Gruppe bringt mit ihren Auftritten das Publikum zum Schmunzeln. Der Chor „Young@Heart“ wurde 1982 in einem Wohnprojekt für alte Menschen in Massachusetts gegründet. Die derzeitigen Mitglieder sind zwischen 73 und 88 Jahre alt. Ihr Repertoire sind keine Schlager oder Volkslieder. Der Chor singt vielmehr Rock-, Pop- und Punk-Songs von den „Rolling Stones“ bis zu „The Police“, von „Jimi Hendrix“ bis „Coldplay“.
Der britische Regisseur Stephen Walker hat den Chor bei den Proben für ein neues Konzert begleitet und eine beeindruckende Dokumentation geschaffen. Sie zeigt, welche Lebenslust die Chormitglieder in ihrem Alter antreibt. Der Film – auch er heißt Young@Heart – zeigt liebevoll die Probleme im Alter auf: So vergisst das eine oder andere Chormitglied auch schon mal den Text oder den Rhythmus.
Chorleiter Bob Cilman fordert die Mitglieder immer wieder mit neuen Liedern heraus. Was die Chormitglieder davon halten Rock und Punksongs zu singen? „Ich versuche meinen Horizont zu erweitern,“ ist die Antwort des 79-jährigen Stan.
In den letzten Jahren tourte der Chor durch die USA und Europa. „Young@Heart“ reißen ihr Publikum mit wie echte Rockstars. Und sie bewegen die Herzen, weil die Texte, die sie singen, plötzlich eine ganz andere Bedeutung gewinnen, etwa wenn Stan, der an einem schmerzhaften Rückenleiden erkrankt ist, „I feel good“ singt; oder bei „Forever young“: Dann merkt man, dass es nicht auf das physische Alter ankommt, um jung zu sein.
Meike Münz
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2009)
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