10. Oktober 2009

Das Schönste war, dass sie gewannen!

Von nst_xy

Erfahrungsberichte

Bis vor kurzem war in meinem Land Krieg. Jetzt ist die politische Situation stabil, und auch wirtschaftlich geht es aufwärts, allerdings nicht für alle.
So treffen sich seit einiger Zeit Jugendliche, die ihre Eltern verloren haben, vor der Kirche und betteln. Weil sie keinen anderen Platz haben, leben und schlafen sie auch dort. Mit der Zeit gab es aber auch Probleme: Dinge verschwanden, sie stritten untereinander, man sprach von Drogen, und am Abend war es gefährlich, sich dort aufzuhalten. Der Pfarrer wollte mit ihnen nach einer Lösung suchen. Aber einige verweigerten jedes Gespräch und wurden sogar aggressiv.
Zusammen mit Freunden überlegten wir, was wir tun konnten: Wenn wir zur Messe gingen, grüßten wir sie, stellten uns vor und fragten nach ihren Namen. Nach und nach fassten einige Vertrauen. So schlugen wir ein gemeinsames Fußballspiel vor. Wir fanden einen richtig tollen Platz, und jemand schenkte uns neue Trikots für beide Mannschaften. Zum Spiel brachten wir Getränke, Sandwiches und Kuchen mit.
Es war ein voller Erfolg, und das Schönste war, dass sie gewannen! Seitdem kommen einige sogar zu unseren Treffen in der Pfarrei. Sie haben auch mit dem Pfarrer gesprochen und überlegen jetzt, wie sie eine Arbeit finden können.
T.P. (15 J.) – Angola

Das spornte uns an.
Dieses Jahr wird das Jubiläum einer Organisation, in der ich ehrenamtlich mitarbeite, mit einer großen Wallfahrt nach Berlin gefeiert. Ich wünschte mir sehr, mitfahren zu können, hatte aber das Geld nicht.
„Der Vater wird euch alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet“ (Joh 15,16) – So lautete dann das Monatswort. Und im Vertrauen, dass dieses Wort wirklich wahr ist, betete ich um den notwendigen Betrag. Unser Pfarrer und ich hatten auch ein paar Zuschussanträge gestellt und vage Versprechungen erhalten, aber dann tat sich nichts mehr. Das spornte uns jedoch nur an, noch intensiver zu beten.
Dann kam eines Tages ein Brief von einer Lebensversicherung: Die Versicherung sei fällig und zur Auszahlung bereit. Ich wusste überhaupt nichts davon, da mein Mann vor langer Zeit krank geworden war, und wir nach dem Umzug aus unserem Haus in zwei Zimmer noch nicht alle Unterlagen geordnet hatten. Zwar wird das Geld auch als Rente für unser zukünftiges Leben dienen müssen, aber mit dem unerwarteten Geldsegen kann auch die Reise nach Berlin bezahlt werden.
B.H.

Ich warb um Verständnis.
In 25 Jahren hatte ich mir eine gute Position in meinem Betrieb erarbeitet und fühlte mich geschätzt von Geschäftsleitung, Kollegen und vielen Kunden. Als vor einigen Jahren die Konzernleitung kurzfristig die Geschäftsleitung neu besetzte und ich damit einen neuen Geschäftsführer bekam, waren viele bisher geltende Wert- und Beurteilungsmaßstäbe nicht mehr gefragt. Zusätzlich wurde der offene Austausch unter den Abteilungen und mit der Geschäftsleitung durch organisatorische Änderungen behindert. Das führte zu Spannungen, Missverständnissen und Unzufriedenheit.
In dieser Situation warb ich bei den Abteilungsleitern und Kollegen um Verständnis und Akzeptanz für den neuen Geschäftsführer und bemühte mich auch selbst darum. Das fiel mir nicht leicht, denn er hatte ein ungewohnt dominantes und cholerisches Verhalten, worauf ich von Natur aus sehr empfindlich, manchmal ängstlich reagiere.
Ich fragte mich, wie es jetzt mit der Aufforderung Jesu stünde, „die Feinde zu lieben“, und stellte überrascht fest, dass ich in ihm keinen Feind sah, sondern einen Mitmenschen, der Verantwortung zu tragen hatte und meine Liebe und Anerkennung in besonderer Weise brauchte. Das hat mir in der Folge sehr geholfen, ihm gegenüber vorbehaltlos und offen zu bleiben und auch im Gespräch mit Kollegen immer wieder versöhnliche Worte und Argumente zu finden.
Im vergangenen Jahr wurde dann ein Restrukturierungsprozess eingeleitet, dem mit etwa 100 Arbeitsplätzen mehr als die Hälfte der Belegschaft zum Opfer fiel; darunter auch ich. Trotz relativ großzügiger Abfindungsregelungen war das für viele eine harte Herausforderung, besonders für die über 50-Jährigen, zu denen auch ich gehörte. Manche sagten mir, in meinem Alter könne ich die Situation ja leicht durch Arbeitslosigkeit bis zum Vorruhestand überbrücken. Das dachte ich zunächst auch. Aber im Gespräch mit dem Berater beim Arbeitsamt wurde mir bewusst, dass die Wahrhaftigkeit von mir verlangt, mich nicht ohne Not in die „soziale Hängematte“ zu legen. So habe ich mich unter die Arbeitssuchenden eingereiht und mich dem ungewissen Prozess des Bewerbens ausgesetzt.
Als ich im Betrieb von diesem Entschluss erzählte, kam der Geschäftsführer persönlich zu mir und bat mich, nach Möglichkeiten zu suchen, wie meine Erfahrung auch weiterhin verfügbar sein könnte. Ein Teilzeit-Arbeitsvertrag für zwei Jahre bot die beste Lösung: Der Betrieb kann auf mich zurückgreifen, und ich habe die nötige soziale Absicherung.
K.S.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Oktober 2009)
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