Von der Zumutung zum Respekt
Sonntagsgottesdienst mit kleinen und großen Kindern
Als unsere Kinder klein waren, sind wir fast jeden Sonntag gemeinsam in eine Familienmesse gegangen. Die Messe war nicht unbedingt in unserer Heimatgemeinde, sondern wir haben meistens geeignete Gottesdienste für Kinder und Eltern gesucht.
Wenn eines der Kinder keine Lust hatte mitzukommen, haben wir argumentiert, dass wir auch mitgingen, wenn sie am Sonntag gerne auf den Spielplatz möchten. Im Gegenzug könnten sie uns zuliebe in die Kirche kommen.
Inzwischen sind unsere Kinder fast alle zu jungen Erwachsenen geworden. Da gibt es den, der nur noch zur Kirche geht, wenn er bei uns zu Besuch ist: „Mir bringt es nichts, Gott bringt es nichts, aber ich glaube, dass es euch etwas bringt, weil ihr euch freut, wenn ich mitkomme.“ Ein anderer meint: „Ich bete nicht so gern an öffentlichen Plätzen. Ich mag nicht hinknien, weil alle knien oder aufstehen, weil alle aufstehen.“ Der dritte geht gern in die Kirche, weil er dort besser beten kann, als allein im Bett, „wo man ruckzuck eingeschlafen ist“. Außerdem hat er eine Beziehung zur Eucharistie, in der er Gott begegnet. Der nächste geht nur dann gerne, wenn „etwas Besonderes los ist“, Gründonnerstag, Ostern oder zu anderen Anlässen. Dann stört es ihn auch nicht wenn die Messe lang dauert. Auf die Frage, ob es ihnen geschadet hat, als Kinder regelmäßig mitgenommen worden zu sein, sagen alle entschieden Nein. Genauso stimmen sie darin überein, dass sie die Messe dann gerne mitfeiern, wenn sie Ausdruck von Beziehungen ist, wie bei Jugendbegegnungen oder Familienferien. Wir konnten den Kindern also ruhig etwas zumuten und sie sonntags mit in die Kirche nehmen. Jetzt geht jeder seinen Weg mit Gott. Es tut uns allen gut zu spüren, dass jeder von der Familie respektiert und getragen ist.
Katharina Parlasca
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Oktober 2009)
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