10. April 2010

Liebe mit Verfallsdatum?

Von nst3

Wer wissen will, was Liebe bedeutet, muss an den Punkt kommen, wo es weh tut zu lieben.

Bei seiner Hochzeit hatte sich ein Paar die Lesung aus dem 13. Kapitel des ersten Korintherbriefs gewünscht. Darin heißt es: „Die Liebe ist langmütig, … hält allem stand, … sie hört niemals auf.“ Nach vier Jahren hat sie doch aufgehört. Die Ehe ging auseinander. Alles hat scheinbar ein Ende: unsere Geduld, unsere Gefühle, unsere aktive Zeit und auch unsere Beziehung.

Auch in der Bibel gibt es Stellen, die darauf hindeuten, dass alles ein Ende hat. „Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“,1) heißt es im Buch Kohelet, und gemeint ist eine beschränkte Zeit. Gilt das auch für die Liebe? Für Jesus zumindest nicht. Für ihn kennt die Liebe kein Ende.

Um zu verstehen, was Jesus mit Liebe meint, sollte man die Erzählung der Fußwaschung lesen: „Er goss Wasser in eine Schüssel und begann, seinen Jüngern die Füße zu waschen.“2) Es gab damals keine Kanalisation; Unrat und Fäkalien wurden einfach auf der Straße entsorgt; Schweine und anderes Vieh suhlten sich im Dreck. Den stinkigen, notwendigen Dienst des Füßewaschens machten die Sklaven.

Haben wir vielleicht von der Liebe eine zu naive Vorstellung? Sie soll uns glücklich machen, herzerwärmende Gefühle der Freundschaft und Schmetterlinge im Bauch bescheren. Das alles gehört dazu. Aber zur Liebe gehört auch die Verlässlichkeit in der Verlassenheit. Von Mutter Teresa stammt das berühmte Wort vom „Lieben bis es weh tut“.

An großen Vorbildern der Liebe fehlt es uns nicht. Wir kennen sie aus Büchern und aus den Medien. Ich habe sie aber auch in so mancher Familie, in Krankenhäusern und Altersheimen gefunden. Es gibt sie überall. Matthäus Appesbacher

1) vgl. Kohelet 3,1-8; 2) Johannes 13,5

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, April 2010)
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