15. September 2010

Bitte um Vergebung

Von nst_xy

Lutheraner und Mennoniten versöhnen sich.

Mit einem Schuldeingeständnis über historische Verbrechen hat sich der Lutherische Weltbund (LWB) mit den Mennoniten versöhnt. Die Lutheraner bekunden in einer Erklärung ihr „tiefes Bedauern” über die Verfolgung der Täuferbewegung im 16. Jahrhundert. Die entsprechende Erklärung wurde im Rahmen der LWB-Vollversammlung in Stuttgart Ende Juli verlesen. Der Präsident der Mennonitischen Weltkonferenz, Danisa Ndlovu, nahm die Vergebungsbitte öffentlich an. Anschließend feierten Lutheraner und rund 100 mennonitische Gäste gemeinsam einen Gottesdienst.

In dem Beschluss nennt es der LWB besonders schmerzvoll, dass lutherische Reformatoren die Verfolgung der Mennoniten theologisch unterstützt hätten. Der historische Hintergrund der Erklärung ist, dass auf Grund theologischer Argumente etwa von Martin Luther und Philipp Melanchthon so genannte Anabaptisten im 16. Jahrhundert brutal verfolgt und im Einzelfall auch hingerichtet worden sind. Sie werden von den heutigen Mennoniten als geistliche Vorfahren angesehen.

Die 140 Mitgliedskirchen im LWB verpflichten sich, den ökumenischen Dialog mit den Mennoniten fortzusetzen und die Beziehungen auf Gemeindeebene auszubauen. Ndlovu kündigte an, die Versöhnungsinitiative in die offiziellen Lehrbücher der Mennoniten aufzunehmen. Die Mennonitische Weltkonferenz hat mehr als eine Million Mitglieder, die meisten in den USA und Afrika. In Europa sind es rund 62.000.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2010)
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