13. Januar 2011

Reif; Bedauerlich; Widerspruch

Von nst_xy

NEUE STADT 11/2010, Gespräch, „Zwischen Tier und mir

Reif
Ich habe mich sehr gefreut über den Artikel „Zwischen Tier und mir”. Schon immer war mir die Natur – und mit ihr die Tierwelt – ein großes Anliegen. Als Christin war es bitter für mich, dass im öffentlich-kirchlichen Bereich dafür scheinbar kein Platz ist. Umso glücklicher bin ich, dass dieses Denken nun in der Kirche Platz findet.
Klar ist für mich: Die übliche Massentierhaltung ist unchristlich. Tiere sind Geschenke Gottes. Mit Geschenken, besonders wenn sie direkt von Gott sind, geht man entsprechend um. Interessanterweise habe ich oft erlebt, dass Behinderte eine starke Beziehung zu Tieren, die zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden, finden. Prinzipiell helfen Tiere zur Selbsterkenntnis, wie es Herr Hagencord mit der Entdeckung des Animalischen in der eigenen Person beschreibt. Eine Tierart grundsätzlich abzulehnen, heißt einen Teil meines eigenen Wesens abzulehnen. Ich wünsche dem Institut für theologische Zoologie viel Erfolg. Die Zeit ist reif dafür.
Birgit Schuster-Ruf, Augsburg

Bedauerlich
Rainer Hagencord fordert einen anderen Umgang mit Tieren. Wer mag ihm widersprechen?
Mit seiner Forderung wagt Hagencord jedoch einen Vorstoß auf moral- und rechtstheoretisch sehr dünnes Eis. Probleme ergeben sich aber nicht nur aus juridischer und philosophischer Perspektive, sondern vor allem auch aus theologischer Sicht. So erhellend Hagencords Ausführungen zu biblischen Grundlagen einer christlich-katholischen Tierethik auch sind, es bleibt die besondere Auszeichnung des Menschen durch seinen Schöpfer. Diese liegt in seiner Würde als Ebenbild, in seiner Begabung mit Vernunft und in seiner Befähigung, aus freiem Willen diese Rolle zu bejahen. Das kann kein Tier, das kann nur der Mensch.
Es ist daher in einer christlichkatholischen Tierethik darauf hinzuwirken, dass die Übertragung von evolutionsbiologischen Wissensbeständen auf Anthropologie und Ethik nicht zu einer Einebnung des prinzipiellen Wesensunterschieds von Mensch und Tier führt. Hier ist aus kirchlicher Sicht eine deutliche Grenzziehung wünschenswert, auch in einem kurzen Interview. Dass sie hier nicht erkennbar erfolgt, finde ich bedauerlich.
Im Übrigen ist Tierschutz selbstverständlich mit christlichem Denken kompatibel. Allerdings mit klaren Prioritäten für das menschliche Leben! Jedes Mehr an Würde und Recht für das Tier muss sich daran messen lassen, wie es um Würde und Recht für den Menschen bestellt ist.
Josef Bordat, Berlin/Barcelona

NEUE STADT 11/2010, Meine Meinung, „Die zweite Deutsche Einheit
Widerspruch
Ob Christian Wulff eine große Rede gehalten hat, darüber lässt sich streiten. Wenn freilich seine Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland wie das Christentum… ” implizieren sollte, dass Islam und Christentum gleichwertige, auf der gleichen Stufe stehende Weltreligionen sind, dann möchte ich doch mit aller Schärfe und mit allem Nachdruck widersprechen.
Sollten wir Christen (aus lauter Angst, für ausländerfeindlich zu gelten) tatsächlich nicht mehr laut aussprechen dürfen, dass zwischen einem Mohammed und einem Jesus Welten liegen? Hoffentlich dürfen wir es noch denken!
Wolfgang Illauer, Neusäß

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2011)
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