13. März 2011

Musical in Serie

Von nst_xy

Glee heißt der TV-Erfolg aus den USA, den man nun auch im deutschsprachigen Fernsehen verfolgen kann.

Die Story: An einer High-School der Stadt Lima im Staat Ohio möchte Lehrer Will Schuester den Glee-Club wieder beleben. Er kann einige Schüler begeistern, dem Showchor beizutreten. Fast alle Mitglieder des Glee-Clubs belegen Außenseiterpositionen an ihrer High School. Da gibt es einen Rollstuhlfahrer, eine übergewichtige Afroamerikanerin, eine schüchterne, stotternde Asiatin, eine egozentrische Jüdin, einen tuntigen Homosexuellen und einen denkfaulen Footballspieler: Stereotypen, die in allen High School-Filmen der letzten Jahre zu finden sind.

Lehrer Will Schuester und die Schüler versuchen die Existenz des Glee-Clubs zu retten und treten bei Schulveranstaltungen und Wettbewerben mit ihrem Chor auf. Meist erzählt die Serie jedoch von den Problemen des Teenageralltags.

Bei all dem werden bekannte Popsongs, aber auch Musical- und Jazzstücke nachgesungen. Die meisten davon wird der Zuschauer problemlos vor dem Fernseher mitsingen können. In einigen Folgen unterstehen die Musikstücke einem Thema oder einem bestimmten Künstler. Zum Beispiel gibt es eine Folge, in der nur Madonna-Songs gesungen werden; in einer anderen heißt das Thema „Rocky Horror Picture Show”.

Mit diesem Konzept haben die Produzenten in den USA einen Fernseherfolg in unerwartetem Ausmaß auf die Bildschirme gebracht. Die Musik zum Film, die von den Schauspielern selber gesungen wird, lässt die Verkaufskassen klingeln; auch das Karaoke-Spiel für die Spielkonsole „Wii” erfreut sich großer Beliebtheit. Die Serie selbst und die Darsteller wurden seit dem Start mit etlichen Preisen ausgezeichnet.

Seit Januar 1) sind die Folgen auch in Deutschland und der Schweiz zu sehen1). Für Österreich hat sich der Sender ORF die Rechte gesichert. Bei SuperRTL sorgt Glee bislang meist, aber nicht immer für die angepeilten vier Prozent Marktanteil. Der große Hype um die Serie bleibt hier bislang aus und ist wohl auch nicht mehr zu erwarten.

Die stereotypen Charaktere mögen in den USA funktionieren, lassen aber für den deutschsprachigen Zuschauer keine Identitätsbildung zu. Dafür ist die Anzahl klischeebesetzter Rollen zu groß; sie nimmt den Geschichten rund um den Showchor jede Nähe zur Wirklichkeit.

Während viele erfolgreiche Comedy-Formate ihren Humor durch die Überspitzung der Realität, das Herbeiführen unmöglicher Situationen oder spritzige Dialoge beziehen, beruht der Witz von Glee ausschließlich auf der Überzeichnung der Charaktere: Das reicht nicht aus, um lustig oder gerade mal unterhaltsam zu wirken! So dümpelt die Serie irgendwo zwischen Drama, Comedy und Satire dahin, will alles sein und erfüllt nichts so richtig.
Meike Münz

1) Montags: 20.15 Uhr Super RTL, 20.50 Uhr SF zwei.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März 2011)
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