23. Juni 2012

Miteinander für Europa – Gerhard Proß

Von nst_xy

Bilanz, Bewertungen, Blick nach vorn

Drei der Träger der Initiative „Miteinander für Europa“ erzählen ihre persönlichen Eindrücke vom 12. Mai. Wir haben sie um eine Beurteilung gebeten und gefragt, wie das Engagement der christlichen Gemeinschaften für Europa künftig aussehen kann.

Gerhard Proß, Leiter CVJM Esslingen

Was waren für Sie die Höhepunkte?

Proß: Besonders beeindruckt hat mich der Moment, als die 144 Städte zugeschaltet wurden und von dort Einblendungen kamen. Da wurde deutlich: Was jetzt in Brüssel stattfindet und was ausgesprochen beeindruckend war, findet zeitgleich im Norden, Süden, Osten und Westen Europas statt. Dieses Miteinander – zu erfahren, wie sich das siebenfache Ja in den verschiedenen Orten ausdrückt – war für mich ein Höhepunkt.

Das andere: Ich empfand die Veranstaltung in Brüssel absolut stimmig. Sie hatte eine eindeutige Botschaft, die hieß: Aus dem Glauben und unseren christlichen Werten heraus möchten wir gemeinsam dieses Europa mitgestalten. Und was wir schon unter den Gemeinschaften und Bewegungen leben, ist eine hilfreicher Beitrag für den ganzen Kontinent.

Hätten Sie sich in einigen Punkten mehr erwartet?

Proß: Wir haben gemerkt, dass es sehr ambitioniert war, an einem zentralen Ort und in vielen Regionen gleichzeitig etwas auf die Beine zu stellen. Aber ich denke, das wird richtungweisend sein.

Aus den Städten kam das Echo, dass die Internetübertragung das Atmosphärische und Emotionale, das wir in dem Saal in Brüssel auch erlebt haben, kaum vermittelt hat. Nach meiner Ansicht ist der Aspekt Begegnung bei der Zentralveranstaltung zu kurz gekommen, anders als in den Städten. Bei den Großveranstaltungen 2004 und 2007 in Stuttgart boten Foren und gemeinsame Essenszeiten größere Möglichkeiten der Begegnung. Das müssen wir für die Zukunft neu auf den Prüfstand stellen.

Was können die nächsten konkreten Schritte auf dem gemeinsamen Weg der Bewegungen sein?

Proß: Die Ereignisse vom 12. Mai sollten schriftlich und über DVD verbreitet werden, innerhalb der Bewegungen und außerhalb. Deshalb habe ich gleich nach dem 12. Mai Briefe mit dem Manifest und den Rede-Manuskripten an die Politiker geschickt, die großes Interesse gezeigt hatten, aber nicht kommen konnten. Sicher werden wir auch an dem siebenfachen Ja weiterarbeiten. Denn das Miteinander ist vielerorts gewachsen oder gar neu entstanden, und das will gepflegt werden.

Zum anderen gilt weiter der goldene Satz von Chiara Lubich: Die Partitur ist im Himmel geschrieben. Unsere Aufgabe ist es jetzt, den nächsten Takt zu erkennen: Heißt das, stärker in den Osten zu gehen oder das Miteinander in den Regionen mehr zu fördern? Haben wir diesmal betont, entweder wird Europa eins oder es verliert seine Bedeutung, meine ich, dass auch die Kirchen genau diese Botschaft bräuchten: Entweder sie werden eins oder in Europa verliert der  christliche Glaube seine Bedeutung. Geht der Weg dorthin? Wir müssen ihn suchen, bereit, uns zu öffnen und zu fragen: Herr, was hast du als nächsten Schritt mit uns vor?

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2012)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.
(c) Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München