Wie mit Kindern umgehen bei schlechten Schulnoten?

Schon wieder ´ne Fünf!

Großes Theater: Inszenierungen, Regie wie auch Dramaturgie sind vielfältig. Das Stück heißt „Schon wieder `ne Fünf!“ und wird in so manchen Familien aufgeführt. Das Prinzip ist einfach: In der Schule wird der Lernstoff didaktisch und methodisch aufbereitet dem Schüler dargebracht. Nach gewisser Zeit bekommt er in Form von Noten eine Rückmeldung dazu, was er in der Schule und bei der häuslichen Übung gelernt hat. Fallen die Noten nicht wie erhofft aus, sind Lehrer, Schüler und Eltern enttäuscht. Die Emotionen brausen auf oder gehen in den Keller, je nach Typ. Nicht selten starten die Kinder dann ihr Repertoire an Verheimlichungsstrategien. In der Rückmeldung schlechter Leistungen steckt aber nicht nur ein Problem, sondern auch die Chance, Lernstrategien neu zu überdenken.

Eine unsere Töchter ist zum Beispiel noch dabei, herauszubekommen, wie viel und wie stetig sie etwas für die Schule tun muss. Dementsprechend gibt es neben guten auch immer wieder weniger gute Noten. Sie braucht zum Teil Unterstützung, muss aber auf Dauer selbst herausfinden, wie viel Aufwand notwendig ist. Auf dem Weg dorthin wird sie immer wieder schmerzhafte Erfahrungen machen, und wir müssen uns der Herausforderung stellen, genau das auszuhalten.

Oft sind aber gar nicht die Noten, sondern der Streit um das Lernen und die Hausaufgaben der Konfliktpunkt Nummer Eins. Der Satz „Hast Du schon…?“ fällt dann häufiger als „Ich mag dich“ oder „Prima!“

Mit Freunden fragten wir uns: Wie kriegen wir es hin, uns nicht die Beziehung zu unseren Kindern durch den Lernkonflikt kaputtmachen zu lassen? Wir haben dann „Kinder getauscht“: Unsere Tochter ist zu unseren Freunden und ihr Sohn zu uns zum Lernen gegangen. In einem anderen Beziehungssystem fällt es ihnen leichter, die Hausaufgaben zu machen. Fürs Erste haben alle Seiten davon profitiert. Aber es wird noch viele weitere kreative Lösungen brauchen, bis die Kinder die Schule durchlaufen haben.
Johannes Wehr

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2012)
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