Paul Kuhn
Jazzlegende und Schlagerstar
Paul Kuhn war einer der ganz großen Musiker unserer Zeit. Schon im Alter von acht Jahren trat er mit dem Akkordeon bei der Funkausstellung 1936 in Berlin auf. „Paulchens“ musikalisches Talent wurde früh entdeckt und gefördert, sodass er später das Konservatorium in seiner Heimatstadt Wiesbaden absolvieren konnte.
In Nazideutschland noch verboten, entdeckte Paul Kuhn den Jazz für sich. Während der Besatzungszeit spielte er oft für die amerikanischen Soldaten und erhielt eine Festeinstellung beim Soldatensender AFN. Nun konnte er seiner Leidenschaft für die Jazzmusik voll und ganz nachgehen.
In den fünfziger Jahren wechselte Paul Kuhn das Genre und stieg in die Unterhaltungsmusik ein. Der deutsche Schlager begeisterte die Menschen im Nachkriegsdeutschland. 1954 veröffentlichte Paul Kuhn einen seiner größten Hits: „Der Mann am Klavier“, komponiert von Horst-Heinz Henning. Ein weiterer Hit, den man bis heute mit Paul Kuhn in Verbindung bringt, ist der Schlager „Es gibt kein Bier auf Hawaii“. Es war die Zeit der aufkommenden Unterhaltungssendungen im Fernsehen, in denen Paul Kuhn ein gern gesehener Gast war. 1968 übernahm er die Leitung der Big Band des Senders Freies Berlin und bekam eigene Fernsehsendungen. In seiner Abendshow der Reihe „Paul`s Party“ in der ARD unterhielt er die Menschen mit Gags und Musik mit dem SFB-Tanzorchester. Außerdem spielte er in einigen Fernsehfilmen mit. Seit den 70er-Jahren hatte er eine Wohnung in der Schweiz in Lenzerheide im Kanton Graubünden.
Bis 1980 konnte Paul Kuhn seinen Erfolg als Musiker im Rundfunk voll auskosten. Doch dann schien alles auf einmal über ihn hereinzubrechen: Die SFB-Bigband wurde aus Kostengründen aufgelöst, seine Plattenfirma kündigte den Vertrag und auch seine Fernsehsendung „Gong Show“ wurde nach nur vier Folgen eingestellt. Im gleichen Jahr scheiterte dann auch noch seine zweite Ehe.
Es war Zeit für einen Neuanfang. Paul Kuhn zog von Berlin nach Köln und gründete sein eigenes Orchester. Er begleitete unter anderem Peter Alexander auf Tournee. Mitte der 90er-Jahre gründete er das Paul Kuhn Trio und widmete sich wieder mehr dem Jazz. Im Sommer 2000 startete er das Projekt „Swing Legenden“ gemeinsam mit Max Greger, Hugo Strasser und der SWR Big Band.
Ans Aufhören hat er nie gedacht. So flog er 2011 im Alter von 83 Jahren noch nach Los Angeles, um dort das Album „The L.A. Session“ aufzunehmen, das von den Kritikern hoch gelobt wurde. Es sollte sein letztes Album werden. Paul Kuhn starb am 23. September im Alter von 85 Jahren.
Paul Kuhn – ein hervorragender Musiker, der den Musikgeschmack der Massen traf. So wurde er zur Legende in der Welt des Jazz und kommerziell erfolgreich in der Unterhaltungsmusik. „Meine Auftritte machen mich glücklich“, sagte er einst. „Ich mache weiter, bis der liebe Gott mir beim Klavierspielen auf die Finger klopft und sagt: ‚Jetzt reicht´s!’“
Meike Münz
Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2013)
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