15. Juli 2015

Lasst Taten sprechen

Von nst1

„Gutes tun“, das hört sich banal an. „Jeden Tag eine gute Tat“,   das Motto der Pfadfinder, wirkt so simpel wie abgedroschen.  Dabei hat jeder von uns erlebt, wie gut es tut, wenn uns jemand anlächelt, eine kleine Arbeit abnimmt oder ein gutes Wort für uns übrig hat. Wie der Verein „Sozialhelden“ die alte Idee aufgreift und neu zu verbreiten sucht, können Sie nachlesen.

Hake ich mit einer guten Tat eine Pflicht ab, ohne tatsächlich die betreffende Person zu meinen und mich für sie zu interessieren, kommt natürlich nichts dabei heraus. Wir kennen das karrikierende Beispiel mit der Oma, der jemand eine vielbefahrene Straße überqueren „hilft“, um dann festzustellen, dass sie gar nicht auf die andere Seite wollte. Das Kuriose an der guten Tat, das bei aller Banalität leicht vergessen wird: Ist sie hingegen wie ein Geschenk, das sich der andere insgeheim gewünscht oder unbewusst erhofft hat, hat sie einen doppelten Effekt. Sie verbreitet Freude nicht nur beim Empfänger, sondern auch beim Geber – mit dem Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. Gute Taten können sinnstiftend sein und das Selbstwertgefühl heben – auf beiden Seiten.

Ein falsches Wort, eine unbedachte Geste kann unser Selbstwertgefühl ankratzen. Noch mehr bewirken das Situationen im Leben, die wir als Scheitern, als Niederlage empfinden: Wer mit 50 oder 55 Jahren seinen Job verliert, erfährt das oft, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. In Augsburg will das Projekt „Schwungfeder“ Menschen dieses Alters, die von ihrer Firma entlassen wurden, neue Orientierung und Halt geben.  Ähnlich nagt eine Partnerschaft, die in die Brüche geht, am Selbstbewusstsein. Das Leben scheint zerstört, beschreibt eine alleinerziehende Frau die Zeit der Trennung. Gesten der Anteilnahme und der Unterstützung haben ihr geholfen, ihr Leben wieder wertzuschätzen.

Voraussetzung dafür war, dass ihre Mitmenschen nicht nur auf sich selbst geschaut, sondern einen Blick für sie und ihre Lage hatten. Eine vergleichbare Achtsamkeit für die Sorgen und Nöte anderer ist auch auf Länder-Ebene nötig. Die Politikwissenschaftlerin Linn Selle beklagt das Fehlen einer grenzüberschreitenden Solidarität in der Europäischen Union. Die 28-Jährige macht sich leidenschaftlich für ein besseres Miteinander unter den EU-Nationen stark.

Der Rohstoffbedarf steigt, doch weltweit werden die Ressourcen knapper. Viele Rohstoffe sind in unseren Städten verbaut oder als Abfall auf den Müllhalden gelandet. Sie neu nutzbar zu machen und bei der Herstellung neuer Produkte gleich auf ihre Wiederverwertbarkeit zu achten, ist die Idee vom „Urban Mining“. Ressourcen zu sparen und sie in einen Kreislauf zu bringen, in dem sie nicht verloren gehen, ist eine „gute Tat“ gegenüber nachfolgenden Generationen.

Was kann alles hinter einer guten Tat stecken, was kann sie bewirken? Sie können in den Sommermonaten auf „Entdeckungsreise“ gehen! Anregungen finden Sie auf der Internetseite www.150-gute-taten.de

Ihr

Clemens Behr

 

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2015)
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