15. Dezember 2015

Herein!

Von nst1

Gedanken zu Vorweihnachtszeit von Wolfgang Bader aus seinem Buch „24 Türen zum Advent“

Wenn jemand, den wir erwarten, an unsere Tür klopft, rufen wir: Herein! Das älteste Gebet, das wir von einer christlichen Gemeinde kennen, lautet ähnlich: Marána tha. Diese zwei Wörter sind uns in der Muttersprache Jesu überliefert, in Aramäisch. Übersetzt heißt das: Unser Herr, komm! So haben die ersten Christen gerufen, wenn sie zum Gottesdienst zusammenkamen. Mit den gleichen Worten, (allerdings in griechischer Sprache) schließt das letzte Buch des Neuen Testaments. Man flehte um das endgültige Wiederkommen Jesu, aber auch um sein aktuelles Kommen in die Gemeinde.
Marána tha ist das Gebet des Advents. Herr, komm für die Menschen! Komm für uns alle! Komm für mich selbst!
Am Adventskalender täglich ein Türchen öffnen, bringt eine kleine Überraschung. Auch die Seele hat viele Türen. Manchmal vernehmen wir ein Klopfen: eine Sorge, eine ungewisse Zukunft, kleine Antreiber, die uns quälen … Doch nicht nur etwas klopft an, sondern auch ein Du, jemand, der versprochen hat: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir“ 2).
Wenn wir für Jesu feine Stimme ein Ohr haben und ihm die Tür unseres Innern öffnen, entdecken wir: In allem, was auf uns zukommt, kommt nicht ein blindes Schicksal, sondern Er. Ein tiefer Friede sagt uns, dass jemand bei uns ist, auch wenn wir uns allein fühlen. Und das ist eine große Überraschung.

1) Verlag Neue Stadt, München 2000
2) Offenbarung 3,20

 

Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Dezember 2015)
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