14. März 2016

Mein Gefühl hat einen Namen.

Von nst1

Wie kann ich mit der Angst leben, etwas nicht zu schaffen?

„Ich freue mich über ein Jobangebot, weil es genau meinen Vorstellungen entspricht. Und nun, wenige Tage bevor es losgeht, breiten sich Angst, Sorgen, das Gefühl, es nicht zu schaffen, aus“, erzählt mir mein Gegenüber. „Hättest du ein paar Ratschläge für mich?“
Im Laufe des Gesprächs kristallisieren sich viele Fragen heraus: Was ist das für eine Angst, die ich spüre? Wovor habe ich genau Angst? Woher kommt sie? Womit hat sie zu tun?
Was also tun? Als Erstes sich in die Haltung begeben, sich selbst wahrzunehmen: in eine Art inneres Gespräch. Das, was da an Empfindungen kommt, bewusst erfassen, ernst nehmen, und als nächsten Schritt versuchen, es zu benennen. Denn wenn ich meinem Gefühl, meinem Empfinden einen Namen gebe, kann ich erfahrungsgemäß auch leichter damit umgehen. Dann bekommt beispielsweise das Gefühl der Angst einen Namen, ein Gesicht. Ein Prozess beginnt, der mich Schritt für Schritt zu einer Stellungnahme führt, zu meiner Stellungnahme diesem Gefühl gegenüber. Das Gefühl wird sozusagen zum Gegenüber, zu dem ich mich positionieren kann. Ist es eine Angst, die ich alleine überwinden kann? Brauche ich Hilfestellung, um mit dieser Angst umgehen zu können? Oder zeigt sich, dass ich zum aktuellen Zeitpunkt besser anerkennen sollte, dass mir diese Situation einfach zu viel ist. Und hier ist dann meine Stellungnahme gefragt.
Mein Gegenüber und ich trennen uns mit dieser Entdeckung: Es ist wichtig, sich selbst wahr- und ernstzunehmen, sich auf einen Prozess einzulassen, der das Ziel hat, zu einer Stellungnahme zu kommen, um letztlich eine Entscheidung treffen zu können.
Ulrike Zachhuber

 

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März 2016)
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