24. Mai 2017

Ein Leben ohne Schmerz?

Von nst5

Allein 60 schriftliche Rückmeldungen auf das neue Konzept und die neue Aufmachung unserer Zeitschrift haben uns in der Redaktion erreicht.  Und das, obwohl sich bei der angegebenen E-Mail-Adresse Fehler eingeschlichen hatten. Ein beredtes Zeichen, wie sehr vielen Leserinnen und Lesern die NEUE STADT am Herzen liegt! Wir bedanken uns herzlich für jede Reaktion!

Einen guten Querschnitt über die verschiedenen Meinungen haben wir auf  für Sie zusammengestellt. Hauptkritikpunkt neben vielen begeisterten Zuschriften war die stellenweise zu kleine und zu feine Schrift. So haben wir daran gearbeitet, in dieser Ausgabe die Lesbarkeit zu verbessern.
Wir möchten über Themen schreiben, die Ihr Leben betreffen. So dreht sich in diesem Heft vieles um den Schmerz, vor allem um körperliche Schmerzen. Wenn die Kopfschmerzen hämmern, mich ein Krampf im Bein durchzuckt oder ein Zahn so wehtut, dass ich an nichts anderes mehr denken kann, träume ich von einem schmerzfreien Leben. Etwa 100 Menschen auf der Welt sollen tatsächlich kein Schmerzempfinden haben. Ein seltener Gendefekt soll Grund dafür sein, dass Nervenfasern im Rückenmark nicht wie üblich Schmerzsignale ans Gehirn senden können, ist auf der Internetseite des Fernsehsenders 3sat zu lesen. Eine schmerzunempfindliche junge Frau, die dabei zu Wort kommt, kann nichts Gutes an ihrer Krankheit finden: Wenn sie sich an Stellen verletzt, verbrennt oder einklemmt, die nicht in ihrem Blickfeld sind, merkt sie es erst, wenn andere sie darauf aufmerksam machen. Das kann schlimme Folgen haben.
Wie sehen Mediziner, Schmerzpatienten, Künstler den Schmerz? Welchen Sinn hat er? Wie mit ihm umgehen? Unsere Beiträge gehen diesen Fragen nach. Falls Sie sich wundern, was es mit dem Titelbild auf sich hat: Das erfahren Sie auf der Mosaik-Seite unter dem Titel „Der Dornenvogel“.
Unerwartete, heftige Schmerzattacken habe ich bei einem Besuch am Krankenbett eines lieben Menschen miterlebt, fühlte mich hilflos, ohnmächtig. Alles, was ich tun konnte, war da bleiben, nahe sein, die leidvollen Momente teilen: berühren, streicheln, so als könnte ich durch den Körperkontakt etwas von dem Schmerz auf mich nehmen… In einer Welt ohne Schmerz, vermutet die junge Frau mit dem Gendefekt, wären wir weniger vorsichtig, hätten die Menschen weniger Respekt voreinander. – Der Schmerz kann entsetzlich unmenschlich sein!, würde ich hinzufügen. Und doch ist er auch Chance zu mehr Menschlichkeit: wenn er uns aufeinander verweist, einander nahe bringt, füreinander da sein lässt.

Herzlichst, Ihr
Clemens Behr

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(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai/Juni 2017)
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