25. März 2019

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Mein Mann hatte nach einem Friedenscamp in Albanien ein paar Lek (albanische Landeswährung) übrig. Nun lag dieses Geld schon über ein Jahr in einer Schublade. Als ich es wieder einmal sah, erinnerte ich mich an ein albanisches Lokal. Die Eltern der Wirtin waren zu Gast und würden nun bald wieder abreisen. So brachten wir ihr das Geld. Als ich die Wirtin nach einigen Wochen wieder traf, sagte sie: „Sie glauben nicht, was sie meiner Mutter für eine Freude bereitet haben. Sie hatte keine Lek mehr und war so besorgt, wie sie bei der Rückkehr nach Albanien Brot kaufen sollte. Und das Geld reichte nicht nur für Brot, sondern auch für andere frische Lebensmittel.“
R.P.

Mit kleinen Geschenken gingen wir Weihnachten zu Flüchtlingsfamilien. An der Tür einer Wohnung wurde uns vorsichtig geöffnet. Zwei Jugendliche. Nach einigen Minuten baten sie und ihr Vater uns hinein. Wir kamen in ein kahles, großes Zimmer. Sie kamen aus Kurdistan, waren Jesiden. Ihre Schwester lebt in Bayern. Ich fragte nach der Mutter. Der 17-jährige antwortete: „Mutter tot!“ Dann kam heraus, dass sie eine Woche zuvor bei einem Zug-Unfall in unserer Stadt ums Leben gekommen war. Gelesen hatten wir das. Nun saßen wir in der Familie dieser Frau. Wir konnten nicht einfach gehen. Die Liebe drängte uns, mit ihnen auszuhalten. Wir blieben lange. Als ich wenige Tage später vorbeischaute, war sofort ein Strahlen auf den Gesichtern der drei Männer.
M.W.

Ein Verwandter war schwer krank geworden. Bei uns zu Hause im Szeklerland (Rumänien) konnten ihm die Ärzte nicht helfen. Deshalb kam er nach Klausenburg, wo ich lebe. Er war schon zwei Wochen im Krankenhaus. Doch niemand hatte ihm geholfen, weil er den Ärzten kein Geld gegeben hatte; leider ist das bei uns so! Er war sehr frustriert. Ich selber war beruflich sehr beschäftigt, hatte nur wenig Zeit. Trotzdem ging ich ihn besuchen. Es wurde ein langes Gespräch. Fast vier Stunden. Ihm tat es richtig gut, sich jemanden anvertrauen zu können. Auch wenn ich ihm fachlich nicht weiterhelfen konnte, war mein Da-Sein wichtig für ihn.
R.L.

Im Advent hatte eine Gruppe von fünf- bis neunjährigen Kindern vor einer Kirche selbst gebackene Weihnachtsplätzchen verschenkt. Die „Beschenkten“ konnten, sofern sie wollten, etwas für bedürftige Kinder in Venezuela spenden. Am Tag darauf gab die Mutter von Daniel ihm eine kleine Tüte mit den Plätzchen als Brotzeit mit in den Kindergarten. Später beim Abholen fragte sie nach, ob er sie gegessen hatte. „Nein“, antwortete Daniel, „die habe ich in die Tasche von Niklas gesteckt.“ Mit Niklas spielte Daniel oft im Kindergarten. „Warum hast du sie denn nicht selbst gegessen?“, wollte seine Mutter wissen. – „Die waren doch zum Verschenken!“
T.O.

Einmal bin ich auf meine Freunde wütend geworden, eigentlich ohne Grund. Ich bin einfach weggegangen. Alle kamen und wollten mit mir reden, aber ich wollte keinen sehen. Wir wollten eigentlich etwas für die Umwelt tun und Bäume pflanzen. Ich verstand, dass es nicht schön ist, mich auszuschließen, und habe mich überwunden, meinen Baum zu pflanzen, und eingewilligt, mit den anderen Volleyball zu spielen. Ich merkte, dass ich allen den Tag verderbe, wenn ich weiter so zornig bleibe. Also habe ich mit ihnen gesprochen. Wir haben abgemacht, dass wir einander helfen, wenn sich einer ärgert, und versuchen, es sofort zu vergessen. Wir haben es geschafft! Und ich habe verstanden, dass ich jeden Moment neu anfangen kann und mit Hilfe der anderen ist es einfacher.
B, 14 J.

In meiner Klasse gab es jeden Tag Streit. Irgendwann dachte ich: „So kann es nicht weitergehen.“ Ich schlug vor, eine Klassenversammlung zu machen. Die anderen waren skeptisch. Aber dann kamen alle. „Und? Was hast du uns nun zu sagen?“, fragten sie etwas provokant. „Es ist ganz einfach: Wir sind uns viel zu uneinig in der Klasse. Wenn wir so weitermachen, tun wir einander nur weh.“ – Es war ganz ruhig geworden. Allen wurde bewusst, dass jeder in seiner Clique gelebt und dabei alle anderen ignoriert hatte. Ohne viele Worte gingen wir auseinander. Aber ich merkte, dass einige sich bei anderen entschuldigten für das, was sie getan hatten.
M., 16 J.

Aus dem Kommentar las ich heraus, dass wir unser konkretes Leben mit dem Herrn intensivieren sollten. Jemand hatte mir einmal geraten, oft und immer wieder über alles mit Gott zu reden. Das habe ich vermehrt getan. Dabei kam mir eine weitverbreitete „Mode“ entgegen: Man trägt einen Knopf im Ohr an einem dünnen weißen Kabel und redet unentwegt mit einer unsichtbaren Person, mal diskret, mal unhöflich und störend. Das machte ich mir zu nutzen, mal halblaut, mal ganz leise, so wie es Anstand und die Liebe zum Nächsten erforderten, ohne Kabel. Ob die Leute dabei im Blick auf mein kleines Kreuzchen über dem Pullover den „Ansprechpartner“ erraten, weiß ich nicht, wäre mir aber gerade recht. Jedenfalls erfüllte mich der Herr damit immer wieder mit neuer Freude.
H.E.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März/April 2019)
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