14. Mai 2019

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Als wir uns über das Wort vom Januar austauschten, war ich sehr überrascht, wie viele Lebensbereiche es angeht. Über einen sprachen wir nicht. Ich habe ihn später kennengelernt: Die Gerechtigkeit zu sich selbst, mit sich selbst recht umgehen. Durch verschiedene Umstände hatte ich mich wieder einmal körperlich/seelisch „heiß“ gelaufen und litt an erheblichen psychosomatischen Störungen. Weil ich mich dem stellen konnte, habe ich bei einem Freund angerufen. Er hat mich bei sich aufgenommen. Die gesundheitlichen Schwierigkeiten haben sich enorm verbessert. Doch die „Feuerprobe“ steht mir laut einer Schmerztherapeutin noch bevor: Ich muss endlich einen Lebensrhythmus finden, der dem eines Pensionärs gerecht wird.
H.E.

Mit meinem Sohn war es am Abend des 31. Januar zu einer Auseinandersetzung gekommen. Als ich am nächsten Morgen das Lebensmotto für den Februar las, dem Frieden nachzujagen, habe ich ihn umgehend via WhatsApp um Vergebung gebeten. Er antwortete mir darauf, dass er Zeit brauche und es in der Sache für stillos halte, diesen Kommunikationsweg zu wählen. Der Kontakt zwischen uns brach ab. So jagte ich einen Monat lang dem Frieden nach und fühlte mich dabei ziemlich hilflos und ohnmächtig. Dann kam von meinem Sohn am Morgen des letzten Februartages die Nachricht, er nehme meine Entschuldigung an. Neben einer tiefen und dankbaren Freude in mir fühlte ich wirkliche Erleichterung.
H.J.B.

Ich hatte mit einem Afghanen ausgemacht, dass ich ihn um 15 Uhr am Sonntag besuche. Ich fahre extra zu ihm. Niemand zu Hause. Fast hatte ich es geahnt, dass er nicht so zuverlässig ist. Ich versuchte, meine aufkommenden Vorurteile zu verdrängen. Etwas enttäuscht fuhr ich nach Hause. Dort erreichte mich ein Telefonanruf, dass der Bursche im Krankenhaus liegt. Beim Fußballspielen hatte er sich eine komplizierte Beinverletzung zugezogen. Jetzt wird der Besuch im Krankenhaus nachgeholt.
G.W.

Bei meiner Arbeit in einer Bank habe ich immer versucht, zwischen meinen Kollegen zu vermitteln. Deshalb hat es mich getroffen, eines Tages herauszufinden, dass einer von ihnen seinen Vorgesetzten in ein schlechtes Licht rückte. An diesem Abend habe ich mir in der Kirche vorgenommen, jeden negativen Gedanken an diesen Kollegen zu vermeiden und ihn wie immer zu begrüßen. Kurz darauf fand er einen neuen Job und kündigte. Als wir uns verabschiedeten, dankte er mir dafür, dass er in mir immer einen Freund gehabt hatte. Ich hatte das nicht erwartet, aber mich gefreut zu erfahren, dass meine Bemühungen nicht umsonst waren.
(F.S.)

Illustration: (c) FrankRamspott (istock)

Eines Tages kam eine gut gekleidete Frau in den Obst- und Gemüseladen, in dem ich arbeite. Sofort fiel mir ihr trauriges Gesicht auf. Sie fragte mich nach Sonderangeboten. Deshalb war mir klar, dass sie nicht viel Geld hatte. Ich erzählte ihr, dass ich aus unverkäuflichem Obst immer Obstsalat mache und fragte sie, ob sie dieses Obst wollte. Ihre Augen leuchteten, dann brach sie in Tränen aus und erzählte mir (es waren gerade keine anderen Kunden da), dass ihr Sohn drogenabhängig war und auch seine Familie bestohlen hatte. Deshalb hatten sie nun Schulden. Ihr Mann hatte die Situation nicht ertragen und war gegangen. Sie lebte mit einer Tochter, die noch in der Ausbildung steckte. Die Frau kam wieder und außer dem Obst gab ich ihr manchmal auch Gemüse und brachte hin und wieder etwas von zu Hause mit. Als sie mich ihrer Tochter vorstellte, wurde klar, dass die beiden von dem lebten, was ich ihnen geben konnte. Seitdem hat auch für mich mein kleines Geschäft eine tiefere Bedeutung bekommen.
F.A. (Italien)

Mein Bruder und seine zukünftige Frau hatten kurz vor der Hochzeit noch keine Wohnung gefunden. Die Zeit verging und ich wurde immer unruhiger und trauriger. Zu gern wollte ich ihnen helfen. Oft sprachen wir auch in der Familie darüber. Eines Tages sagte unser jüngster Sohn: „Und warum beten wir nicht einfach dafür? Gott kennt sicher genug Wohnungen.“ Zuerst waren wir ein wenig überrascht. Aber dann haben wir gemeinsam für diese Wohnung gebetet. Nur wenige Stunden später rief mein Bruder an und teilte uns voller Freude mit, dass sie eine superschöne Wohnung gefunden hatten.
M.N. (Libanon)

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai/Juni 2019)
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