1. Juni 2021

WORT DES LEBENS . PLUS

Von nst5

„Bleiben“ bei Johannes

Im Buch „Glauben – wie geht das?“ von Klaus Hemmerle gibt es einen Abschnitt über den Begriff „bleiben“, der auch im „Wort des Lebens“ vom Mai zentral ist. Einige Ausschnitte:
„Das Wesen von Kirche ist nach Johannes gegenseitige Liebe. Solche Liebe hat die Dimensionen: Bleiben im Wort (Joh 15,7; 1 Joh 2,14.24); Bleiben in Jesu Gebot (Joh 15,9–12); Bleiben in der sakramentalen Gemeinschaft mit Jesus (Joh 6,27.56); Bleiben in der Gemeinschaft miteinander (Joh 17,11f.). …
Kirche heißt bei Johannes: Bleiben im Herrn, Bleiben des Herrn bei den Seinen … und durch solches Bleiben immer tieferes und weiteres Durchdringen der Welt. Das Wort für Bleiben heißt im Griechischen auch Wohnen, die Bleibe ist die Wohnung. …
Von allem Anfang an wohnt das Wort bei Gott, der Sohn am Herzen des Vaters. Nun – und damit beginnt die Geschichte – kommt der Sohn in die Welt, nimmt Fleisch an, schlägt sein Zelt unter uns auf (Joh 1,1f. und 18; 1,14). Er wohnt bei uns, damit wir Menschen ihn in uns wohnen lassen und durch ihn beim Vater Wohnung nehmen. Dies beginnt damit, dass Jesus Jünger um sich sammelt. Das erste Wort, das die Jünger an ihn richten, heißt nun: „Rabbi, wo wohnst Du?“ (Joh 1,38). Er lädt ein, dort zu sein, wo er ist, er gibt teil an seiner Erfahrung mit dem Vater. Ja, er ist das Haus Gottes in dieser Welt, seine Wohnung. …
Das ist der Anstoß, den Jesus mit seinem Anspruch erregt: er will in uns bleiben und wir sollen in ihm bleiben, indem wir ihn als Brot des Lebens in uns einlassen, ihn, sein Fleisch und Blut, essen und trinken (Joh 6,56). Dies ist so schockierend, dass viele sich von Jesus trennen. Wahre Jüngerschaft aber entscheidet sich hier. Petrus spricht im Namen der Zwölf: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du allein hast Worte ewigen Lebens!“ (Joh 6,68), und so bleiben sie bei ihm. Und nur wer bei ihm, beim Sohn bleibt, bleibt überhaupt – der Knecht hat keine Bleibe im Haus des Vaters (Joh 8,35).
Darum geht es: dass das Wort Jesu, dass sein Gebot, dass seine Liebe in die Menschen eintritt. Wenn dies geschieht, kann er und kann mit ihm der Vater in uns kommen, Wohnung in uns nehmen (Joh 14,23). …
Ort der Offenbarung Gottes an die Welt ist jene Gemeinschaft, in deren Mitte der Herr wohnt. Solches „Bleiben“ in ihm, in seiner Liebe, so dass er in uns bleiben kann, ist der Weg, wie Kirche geht, weitergeht, hinausgeht in die Welt.

Aus: Klaus Hemmerle: Glauben – wie geht das? Zitiert nach: www.klaus-hemmerle.de

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai/Juni 2021)
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