8. Juli 2021

WORT DES LEBENS . JULI 2021

Von nst5

„Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet!“ (Mattäus 9,22)

Jesus war unterwegs und wurde von einer Menschenmenge umringt. Da bat ihn ein Vater, seiner Tochter zu helfen, die im Sterben lag. Auf dem Weg zu dem Mädchen kam es zu einem unerwarteten Ereignis: Eine Frau drängte sich durch die Menge zu Jesus hindurch. Sie litt seit Jahren an Blutungen, was sie über das körperliche Leiden hinaus auch in ihrem familiären und sozialen Leben stark einschränkte. Die Frau rief Jesus nicht beim Namen, sie sprach ihn nicht an, sondern näherte sich von hinten und berührte den Saum seines Gewandes. Sie hatte nur einen Gedanken: „Wenn ich sein Gewand berühre, bin ich geheilt.“
Jesus drehte sich um, er sah sie an und versicherte ihr, dass ihr Glaube sie gerettet habe. Es ging nicht nur um die körperliche Gesundheit. In Jesu Blick lag die umfassende Liebe Gottes.
„Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet!“ (Matthäus 9,22)
Diese Geschichte aus dem Matthäusevangelium kann auch unserem Leben Licht geben: Gott ist uns immer zugewandt, aber er wartet auch auf unseren Schritt auf ihn zu. Unser Glaubensweg mag durch Fehler, Schwächen und Enttäuschungen geprägt sein, aber das nimmt ihm nicht seinen Wert. Gott ist der Herr des Lebens, und er will es uns schenken, jeder und jedem Einzelnen von uns. Vor ihm haben wir eine Würde, die uns nicht genommen werden kann. Deshalb sagt uns Jesus auch heute:

Illustration: elfgenpick.de

„Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet!“
Um dieses Wort zu leben, mögen uns diese Gedanken von Chiara Lubich helfen: „Im Glauben zeigt der Mensch, dass er nicht nur auf sich selbst vertraut, sondern auf den, der stärker ist als er. … Jesus nennt die geheilte Frau ‚Tochter‘. Er will ihr nicht nur die körperliche Gesundheit geben, sondern das göttliche Leben, das sie von Grund auf neu machen kann. Jesus wirkt Wunder, damit Gottes Heil angenommen wird, er schenkt die Vergebung, das Geschenk des Vaters. Er verändert den Menschen, der ihm begegnet. … Wie können wir dieses Wort leben? Wir können auch in schwerer Not unser ganzes Vertrauen auf Gott setzen. Diese Haltung entbindet uns allerdings nicht von der Verantwortung, auch unseren Teil zu tun. … Unser Glaube kann auch auf die Probe gestellt werden. Wir sehen das an der kranken Frau, die sich durch die Menge hindurchdrängen muss, um Jesus zu erreichen. … Wir brauchen also einen Glauben, der angesichts von Prüfungen nicht ins Wanken gerät. Zeigen wir Jesus, dass wir das unendlich große Geschenk verstanden haben, das er uns gebracht hat: das göttliche Leben. Seien wir dankbar dafür und nehmen wir dieses Geschenk an.“ 1
„Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet!“
So können auch wir Heil erfahren und dann andere in ihrem Leid „berühren“, ihnen in ihrem Leiden, ihrem Dunkel und ihrer Verlorenheit liebevoll zur Seite stehen.
So war es auch für eine Mutter aus Venezuela. Sie fand den Mut zu verzeihen: „Nach dem gewaltsamen Tod meines Sohnes war ich verzweifelt und suchte Hilfe. Ich nahm an einer Begegnung teil, bei der über das Evangelium gesprochen wurde, besonders über die Worte Jesu: ‚Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden‘ 2 und ‚Ihr sollt eure Feinde lieben‘ 3. Wie konnte ich dem vergeben, der meinen Sohn getötet hatte? Aber der Gedanke zu verzeihen ließ mir keine Ruhe, bis ich diesen Schritt irgendwann tun konnte. Jetzt fühle ich mich wirklich als ‚Tochter Gottes‘. Vor Kurzem musste ich zu einer Gegenüberstellung mit dem Täter, der gefasst worden war. Es war hart, aber ich habe die Gnade Gottes erfahren. In meinem Herzen waren kein Hass und keine Verbitterung, sondern großes Mitleid, und ich konnte ihn der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen.“
Letizia Magri

1 Chiara Lubich, Kommentar zum „Wort des Lebens“ Juli 1997
2 Vgl. Matthäus 5,9
3 Vgl. Lukas6,35

Kernsätze

  • Gott ist uns immer zugewandt, aber er wartet auch auf unseren Schritt auf ihn zu.
  • Unser Glaubensweg mag durch Fehler, Schwächen und Enttäuschungen geprägt sein, aber das nimmt ihm nicht seinen Wert.
  • Auch wir können Heil erfahren und dann andere in ihrem Leid „berühren“, ihnen in ihrem Leiden, ihrem Dunkel und ihrer Verlorenheit zur Seite stehen

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2021)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.
(c) Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München