4. August 2021

Unterscheidungsfähig

Von nst5

Fast jedes Mal, wenn ich die Nachrichten verfolge, ist eine dabei,

die das Zeug hat, mich aufzuwühlen. Etwa, dass (Stand Juni) die ärmsten 50 Länder der Welt gerade einmal zwei Prozent der weltweit zur Verfügung stehenden Impfdosen abbekommen haben. Oder dass keiner etwas dagegen tun kann, dass Belarus ein Flugzeug abfangen kann, um einen Regimekritiker festzunehmen. Ich bin dankbar, dass mich das aufregt. Viel schlimmer fände ich es, wenn Ungerechtigkeit, Ausbeutung, diktatorische Machtausübung, Verletzung von Menschenwürde und anderes mich nicht mehr empören würden.

„Zur Ruhe kommen“ ist das Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Dabei beleuchten wir jene innere Ausgeglichenheit, die wir uns manchmal auch erobern müssen, ohne die unser Leben aber wohl ungesund wäre. Die hier gemeinte Ruhe hat nichts zu tun mit „stillhalten“ angesichts von Unrecht und nicht hinnehmbaren Zuständen.
Im Gegenteil: Stille – so Manu Theobald – ist die Basis für Unterscheidungsfreiheit und Unterscheidungsfähigkeit. Beides ist notwendig, damit wir immer wieder neu verstehen, wo wir gefragt sind, unseren – manchmal kleinen, aber dennoch wichtigen – Teil beizutragen.

Illustration: (c) Vadym Ilchenko/iStock

Es ist ein erfreulicher Zufall, dass wir genau mit dieser Ausgabe beginnen, die NEUE STADT klimaneutral zu produzieren. Laut Berechnungen unserer Druckerei entstehen für Material, Produktion und Entsorgung einer Ausgabe noch etwa 1800 Kilogramm CO2. Um das zu kompensieren, möchten wir an anderer Stelle dazu beitragen, die verursachte Menge an Treibhausgasen zu vermeiden. So geht ab jetzt für jede Ausgabe ein entsprechender Betrag in ein Projekt zur Instandsetzung von Brunnensystemen in Ostafrika (Malawi, Ruanda und Eritrea). Es hat zum Ziel, die Rauchgasemissionen zu reduzieren, die beim Abkochen von verunreinigtem Wasser entstehen. Das Projekt hat uns auch deshalb überzeugt, weil vier weitere der von den Vereinten Nationen entwickelten Ziele für nachhaltige Entwicklung gefördert werden.
Bereits seit gut neun Jahren wird die NEUE STADT auf „FSC-zertifiziertem Papier“ gedruckt, das aus europäischer „nachhaltiger Forstwirtschaft“ stammt. Das garantiert, dass die Bäume, die für die Papierproduktion gefällt werden, im selben Umfang und ortsnah wiederaufgeforstet werden.
Beides, CO2-Kompensation und FSC-zertifiziertes Papier, sind kleine Beiträge zu einer nachhaltigeren Welt.
Mit einem bekannten Gedanken wünsche ich Ihnen für die kommenden Wochen, die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die Sie nicht ändern können; den Mut, Dinge zu ändern, die Sie ändern können und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Stille und Ruhe helfen dabei.

Ihre

Gabi Ballweg

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(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2021)
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