4. Oktober 2021

Jetstream

Von nst5

Unwetterkatastrophen, sintflutartige Regenfälle, Jahrhunderthochwasser: Was sind die die Ursachen?

Bei der Frage, welche Rolle der Klimawandel dabei spielt, wird oft auf den „Jetstream“ verwiesen. Was hat es damit auf sich?

Ein Jetstream: Was ist das?
Der Jetstream oder Strahlstrom ist eine starke Luftströmung in rund acht bis 12 Kilometern Höhe, die sich wie ein rohrförmiges Band von West nach Ost um den Globus schlängelt. Die wichtigsten dieser Starkwinde sind der Subtropenjetstream, der sich zwischen dem 20. und 30. Breitengrad bewegt, und der Polarfrontjetstream, der je nach Jahreszeit zwischen dem 40. und 65. Breitengrad wehen und Geschwindigkeiten von 200 bis über 500 km/h erreichen kann. Beide kommen sowohl auf der Nord- wie auch auf der Südhalbkugel der Erde vor. Auf Langstreckenflügen machen Piloten Umwege, um diese Luftströmungen als Rückenwind zu nutzen und Treibstoff und Zeit zu sparen, oder um ihnen in der Gegenrichtung bewusst auszuweichen.

Welchen Einfluss hat der Jetstream auf unser Wetter?
Die starken Höhenwinde sind Motoren für viele Wetterphänomene, da die Luftdruckverhältnisse in der Höhe mit denen in niedrigeren Luftschichten gekoppelt sind. So beeinflusst der Polarfrontjetstream das Wetter in Mitteleuropa. Er sorgt normalerweise dafür, dass sich Hoch- und Tiefdruckgebiete in unseren gemäßigten Breiten relativ zügig weiter bewegen und ein wechselhaftes Wetter nach sich ziehen.

Welchen Veränderungen ist er unterworfen?
Die Jetstreams werden durch die Temperaturunterschiede zwischen Äquator und Pol angetrieben: Die Luft fließt von den Tropen Richtung Pol und wird dabei durch die Erdumdrehung Richtung Osten abgelenkt. Die zunehmende Erwärmung der Arktis – der Klimawandel – führt dazu, dass diese Temperaturunterschiede abnehmen und den Jetstream schwächen. Dadurch fließt er weniger in leichten Schlängelbewegungen parallel zu den Breitengraden, sondern öfter in Schleifen, die stärker nach Norden und Süden ausschlagen, um den Erdball. 

Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen?
Ein Effekt ist, dass die Luftmassen durch dieses Schlängeln des Jetstreams öfter Wasser über Mittelmeer oder Atlantik aufnehmen können, die sie dann bei uns abregnen. Pro Grad Erwärmung kann die Luft zudem sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen und dann über stärkere Regen wieder abgeben.
Ein zweiter Effekt: Hoch- und Tiefdruckgebiete wandern weniger schnell weiter, sondern bleiben öfter über einer Region stabil. Das bewirkt, dass es dort länger trocken oder nass bleibt. Meteorologen zufolge haben durch diese Entwicklungen Dürren und Überschwemmungen weltweit schon zugenommen und werden künftig noch häufiger auftreten. Folgen eines verlangsamten Jetstreams können auch Wetterextreme im Winterhalbjahr, also starke polare Kälte-Einbrüche, sein.
Clemens Behr

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September/Oktober 2021)
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