5. April 2022

Sie haben recht!

Von nst5

Wie geht es Ihnen, wenn über den Klimawandel gesprochen wird?

In meinem Umfeld erlebe ich dann manchmal, dass Menschen ganz unruhig werden. Andere wiegeln ab. Manche fangen sofort an, sich zu rechtfertigen und zählen auf, was sie (schon) tun und warum sie anderes nicht umsetzen können. Einige beginnen auch, sofort zu diskutieren und können endlos Studien und Forschungsergebnisse aufführen.

Manchmal enden solche Gespräche nach heftiger Diskussion im Nichts. Nicht selten bleibt ein Gefühl der Hilflosigkeit, von Frust.
Und ich selbst? Manchmal frage ich mich, wo Begeisterung und Entschiedenheit aus vergangenen Jahren geblieben sind. Warum ich mich mit manchen – zu vielen – Kompromissen zufriedengegeben habe; das Thema mir nicht mehr so sehr unter den Nägeln brennt.

Foto: (c) iStock (coldsnowstorm)

Vielleicht habe ich deshalb die Entwicklung von „Fridays for Future“ mit Respekt, Anerkennung und auch ein wenig Nostalgie begleitet. Natürlich, die junge Generation hält uns damit den Spiegel vor. Und sie haben Recht! Es ist viel zu wenig geschehen. Trotz all unserer guten Absichten und Bemühungen. Es hat uns an Entschlusskraft gefehlt. Dass die jungen Leute das jetzt anmahnen und einfordern, ist zu Hundertprozent richtig. Zurücklehnen und raushalten, kann und darf sich bei diesem Thema niemand. Für uns Ältere ist das unbequem. Aber für die jungen Menschen ist die Klimafrage eine Überlebensfrage.
Es gilt, dringend Antworten zu finden. Ob und wie, das hängt nicht nur von ihnen ab. Das hängt auch von uns ab – den älteren Generationen. Die jungen Leute fordern uns heraus, und wir sollten diese Herausforderung – diese Challenge, wie sie sagen würden – gemeinsam annehmen.
Mich hat sehr beeindruckt, wie engagiert, kompetent und tolerant diese Generation ist. Und wie klar in ihren Aussagen. Das sind gute Voraussetzungen für einen Dialog. Reden. Hinhören. Lernbereit sein. Das ist unser Teil. Und dann – unbedingt! – auch gemeinsam handeln. Nur so kann es gelingen.
„Wir müssen reden!“ So heißt eine Initiative, die im kommunalen Bereich den Austausch zwischen den Generationen fördern will. Sie bringt Junge und Ältere an einen Tisch, um gemeinsam mit Experten Antworten auf aktuelle Fragen der Kommunen zu finden. Berichte darüber lesen sich sehr vielversprechend. Auch wenn durch Corona alles ins Stocken geraten ist.
Aber vielleicht braucht es ja auch gar keine großangelegte Initiative? Sondern einfach nur den ersten Schritt und die Wachheit, sich bietende Gelegenheiten beim Schopf zu ergreifen! Gemeinsam über Zukunftsthemen reden. Uns herausfordern lassen. Dort wo wir sind. Profitieren werden davon alle – die Jungen und die Alten.
Ihre

Gabi Ballweg

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(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März/April 2022)
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