3. August 2022

Hoffnungsmenschen

Von nst5

Auch in diesen letzten Wochen gab es viel Aufrüttelndes

– die nicht endenden Bilder von verwüsteten Städten aus der Ukraine, die ersten Anzeichen einer drohenden Hungerkatastrophe, das Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen, ein guter Bekannter, der plötzlich und unverhofft aus dem Leben tritt, die schwere Erkrankung einer jungen Frau. Auch bei der Vorbereitung auf ein Treffen mit jungen Menschen, die mich nach meiner Erfahrung auf dem Synodalen Weg der katholischen Kirche fragten, sah ich mich immer wieder vor die Frage gestellt: „Was gibt dir da noch Hoffnung?“

Titelbild: (c) cat_arch_angel (iStock)

Warum hoffe ich? Und worauf? – Um diese Fragen werden auch Sie beim Lesen dieser Ausgabe wohl nicht herumkommen. Ich wäre neugierig zu erfahren, was das in Ihnen auslöst.
Für mich war es in den unterschiedlichen Situationen nicht so leicht, eine tragfähige Antwort zu finden. Natürlich kann ich im Alltag immer wieder Zuversichtliches erkennen. Ich bin dankbar, dass dabei Freundschaften und Erfahrungen mit anderen Menschen eine wichtige Rolle spielen. Aber – und das wurde mir auch dankbar bewusst – letztlich beruht mein Hoffen vor allem darauf, dass es da einen gibt, der von sich sagte: „Ich bin der ich bin da für dich!“ Da ist einer, der mich, uns, diese Welt, die Kirche, die Menschheit nicht allein lässt, sondern mit uns unterwegs ist – durch alle Höhen und Tiefen hindurch! – und der zugesagt hat, dass er immer bei uns bleibt. Noch während ich das schreibe, scheint es mir unfassbar, unglaublich groß. Nun ist mein Glaube an diese Zusage Gottes keineswegs unerschütterlich, manchmal sogar ganz schön angefochten, erlitten und errungen. Und er besteht wohl ganz oft auch einfach in einem gewohnheitsmäßigen Weitergehen. Aber in „Krisenzeiten“ trägt mich letztlich nur das wirklich. Dass ich das auch konkret erfahre, hat ganz viel damit zu tun, dass dann auch Menschen an meiner Seite sind – durch Zeichen, Worte, ihr Dasein. Das wiederum ist wohl der eigentliche Grund, dass auch ich anderen nahe sein, an ihrer Seite bleiben möchte, wenn sie es schwer haben.
„Hoffnung braucht Beziehung.“ In dieser Aussage unseres Interviewpartners Andreas Krafft
spiegelt sich das nachdrücklich, genauso wie in vielen Erfahrungen dieser Ausgabe.
Für viele von uns bringen diese kommenden Wochen auch die Möglichkeit zu Ferien und einer Auszeit vom Alltag. Vielleicht bleibt dabei ja auch Muse und Gelegenheit, der Frage nachzugehen, woraus Sie Hoffnung schöpfen. Ich wünsche uns, dass wir dann wieder gestärkt in den Alltag zurückkommen und so auch zu Hoffnungsbotinnen und -boten für die werden, denen wir begegnen. Denn nichts braucht diese Welt im Moment wohl dringlicher.
Herzlich Ihre

Gabi Ballweg

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(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2022)
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