5. Oktober 2022

Gute Lehrer lernen

Von nst5

Geflüchtete als Lehrerinnen und Lehrer

Illustration: (c) Stickers (Flaticon)

Sowohl Österreich als auch die Schweiz und Deutschland beklagen einen großen Mangel an Lehrerinnen und Lehrern. Gleichzeitig gibt es in diesen Ländern eine hohe Zahl an Geflüchteten, die diesen Beruf in ihrem Heimatland ausgeübt haben und liebend gerne wieder unterrichten würden.
Im April 2016 begann Brandenburg als erstes deutsches Bundesland ein Qualifizierungsprogramm für geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer mit dem Ziel, dass sie an deutschen Schulen unterrichten dürfen. Inzwischen haben fast alle Bundesländer ähnliche Programme auf den Weg gebracht. Das Interesse ist groß: In Nordrhein-Westfalen etwa, wo das Programm „Lehrkräfte Plus“ im August 2017 begann und inzwischen an fünf Orten angeboten wird, gab es mit knapp 3500 Bewerberinnen und Bewerbern fast zehnmal so viele Interessenten wie Plätze. 358 Geflüchtete haben bisher an dem einjährigen Programm teilgenommen, 289 haben es abgeschlossen. 162 von ihnen befinden sich in Anschlussprogrammen oder im Lehrberuf.
In Österreich startete im September 2017 an der Universität Wien der Zertifikatskurs „Allgemeine Bildungswissenschaftliche Grundlagen für Lehrkräfte mit Fluchthintergrund“.
Vielleicht können diese Programme auch einen kleinen Beitrag geben, mehr Vielfalt in den Lehrerstand zu bringen: Während jedes dritte Schulkind einen Migrationshintergrund hat, gilt dies nur für jede 13. Lehrkraft.

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85 Millionen
Weltweit gibt es fast 85 Millionen Lehrerinnen und Lehrer: 9,4 Millionen im Vorschulbereich, 30,3 Millionen in den Grundschulen, 32,1 Millionen in den weiterführenden Schulen und 12,5 Millionen in den Hoch- und Fachschulen. Höchst unterschiedlich ist dabei die Zahl der Lehrenden im Vergleich zur Zahl der Kinder. Einer Statistik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von 2018 zufolge kommen in der Schweiz 205 Lehrerinnen und Lehrer auf 1000 Kinder unter 15 Jahren. In Deutschland sind es 150 und in Österreich 184. Zum Vergleich: In Tansania (Daten von 2014) sind es zwei.

Professor
Während in Deutschland und der Schweiz Lehrkräfte als Lehrerinnen und Lehrer bezeichnet werden und mit ihrem Familiennamen angeredet werden, gilt in Österreich für Lehrkräfte aller Schulformen die Bezeichnung Professor. Die gängige Anrede lautet: Frau Professor oder Herr Professor.

Foto: (c) DragonImages (iStock)

Ermutigung
Lehrerinnen und Lehrer bleiben mit ihren – guten oder schlechten – Erlebnissen im Berufsleben oft allein. Mit der Absicht, Freude und Leid teilen zu können, einander im Glaubensleben zu stärken und zu helfen, dass der Wunsch, auch an der Schule Zeugnis von der Liebe Gottes zu jedem Menschen zu geben, nicht wegen der alltäglichen Überforderung abhandenkommt, haben sich verschiedene Netzwerke christlicher Lehrerinnen und Lehrer gebildet. In der Schweiz etwa finden Lehrkräfte unter dem Dach der Vereinigten Bibelgruppen in Schule, Universität und Beruf (www.vbg.net/home) Gelegenheit zum Austausch, in Deutschland bei den Lehrerermutigungstreffen (lehrerermutigungstreffen.de) und in Österreich bei der Initiative Christlicher Pädagogen und Pädagoginnen (icp.at). Sie bieten unter anderem Ortsgruppen und Kongresse an. Gute Tipps und Erlebnisberichte finden sich auch online.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September/Oktober 2022)
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