1. Februar 2023

WORT DES LEBENS . PLUS

Von nst5

Ein Gott, der mich sieht

Das „Wort des Lebens“ für Februar ist zugleich die Jahreslosung der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen. Die Autorin und Theologin Renate Karnstein hat eine Auslegung dazu geschrieben. Hier einige Auszüge 1:
„Wir befinden uns auf den ersten Seiten der Bibel. Sie erzählen von Menschen, die sich lieben und streiten, von tödlicher Eifersucht, komplizierten Familienverhältnissen, von Lug und Trug, von Scheitern und Neuanfängen. Mit diesen Menschen schreibt Gott Geschichte(n).“
Wie mit Abram, Sarai und ihrer Magd Hagar. Da Sarai kein Kind gebar, soll Hagar die Rolle einer Leihmutter übernehmen. Wird das Kind der Leibmagd auf dem Schoß der Herrin geboren, wird es als vollberechtigtes Glied der Familie anerkannt.
Wie geht es Hagar damit? Sie ist Sarais Magd. Als solche verrichtet sie ihren Dienst ungeachtet und im Hintergrund. Jetzt gerät sie in den Blick und soll Abrams und Sarais Kinderwunsch erfüllen. Sie fügt sich und wird tatsächlich schwanger. Hagar lässt ihre Herrin spüren, wer jetzt die angesehenere Position hat. Gegenseitige Demütigungen sind an der Tagesordnung. Bevor ihre Herrin Maßnahmen gegen sie ergreift, flieht die Schwangere in die Wüste Schur. Erschöpft lässt sie sich an einer Wasserquelle zu Boden fallen.
Leise nähert sich ihr ein Engel. Hier passiert Unglaubliches im Leben von Hagar. Sie ist die erste Frau in der Bibel, die Gott durch seinen Boten persönlich anspricht! Sie bleibt Sarais Dienerin. Doch vom Engel wahrgenommen und mit ihrem Namen angesprochen bekommt sie ihre Würde zurück. Bisher hatte sie zu befolgen, was ihre Herrin befahl. Jetzt wird sie gefragt: Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wo willst du hin?“ (Genesis 16,7).

Hagars Antwort fällt kurz aus: „Ich bin von meiner Herrin Sarai geflohen“ (Genesis 16,8). … Doch der Engel schickt sie in die „heiße“ Situation zurück. Es ist die einzige Chance, dass ihr Kind als legitimer Sohn Abrams anerkannt werden kann.
In der Begegnung mit dem Boten Gottes erfährt sie Gott selbst und kommt zu der Erkenntnis: „Und sie nannte den Namen des HERRN, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht“ (Genesis 16,13). Das ist für Hagar der Name Gottes und zugleich ihr persönliches Glaubensbekenntnis! Diese Erkenntnis richtet sie auf und verwandelt sie von der Dienerin Sarais zur von Gott angesehenen und gesegneten Hagar.
Es gibt Zeiten, in denen ich mich vergeblich nach Gottes spürbarer Nähe und seinem Eingreifen sehne, er aber wie hinter einem Vorhang verborgen bleibt. Dann reißt der Vorhang plötzlich auf und lässt mich, und sei es manchmal auch nur für kurze Zeit, erkennen: Ich bin ihm nicht egal. ER sieht und hört mich. Und ER greift ein.“
Renate Karnstein

1 Der vollständige Text findet sich unter: www.jahreslosung.eu

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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Januar/Februar 2023.
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