Lebensmittelverschwendung
Viele Lebensmittel werden weggeworfen –
vor allem in privaten Haushalten. Abhilfe ist nicht schwer.
Wie ist die Situation?
Weltweit wird etwa ein Drittel der erzeugten Lebensmittel nicht für die menschliche Ernährung verwendet. Bei der Ernte, beim Transport, bei der Lagerung, bei der Weiterverarbeitung sowie insbesondere beim Konsum gehen erhebliche Mengen verloren. Tatsächlich im Müll endet allerdings ein deutlich geringerer Anteil. In der Schweiz etwa sind es laut einer Studie der Technischen Hochschule Zürich (ETH) von 2019 „nur“ 17 Prozent der Lebensmittel, die nicht in menschlichen Mägen landen. Es liegen keine genauen Zahlen vor, aber vermutlich wird der Anteil tatsächlich weggeworfener Lebensmittel in manch einem anderen Land höher sein.
Was passiert mit dem Rest?
Laut der ETH-Studie werden in der Schweiz 37 Prozent der nicht von Menschen verzehrten Lebensmittel für die Tierfütterung verwendet. 19 Prozent gehen über Grüntonnen in Vergärungsanlagen. Dort entsteht Biogas, das zum Heizen verwendet wird. 13 Prozent fallen an, weil Pflanzen bei der Ernte auf dem Feld liegen bleiben. Sie werden untergepflügt, was die Bodenfruchtbarkeit verbessert. All diese Formen, Lebensmittel zu verwenden, sind nicht ideal, vermeiden aber zumindest, dass sie gänzlich entsorgt werden.
Was ist die Rolle der privaten Haushalte?
Mehr als die Hälfte der Lebensmittelabfälle (Food-Waste) entsteht in den privaten Haushalten und ein großer Anteil davon landet tatsächlich im Müll. Das gilt für alle Teile der Welt. „Die Vermeidung von Food-Waste ist ein Bereich, in dem Konsumentinnen und Konsumenten mit wenig Aufwand viel für den Umweltschutz bewirken können“, sagt Claudio Beretta, einer der Autoren der ETH-Studie. 1 Sie müssten dafür nicht einmal verzichten – wie es etwa bei einer Reduktion des Fleischkonsums oder von Flugreisen nötig wäre. Es reiche, bewusster einzukaufen und weniger wegzuwerfen.
Was lässt sich tun?
Ein erster wichtiger Schritt ist, maßvoll einzukaufen. Gerade mit hungrigem Magen kaufen Menschen oft zu viel ein. Was bei einer Mahlzeit übrigbleibt, kann am Abend oder am nächsten Tag aufgewärmt oder neu verarbeitet werden. Bei der Entscheidung, was heute gekocht werden soll, lohnt es sich im Blick zu behalten, welche der vorhandenen Lebensmittel bald ablaufen. Und schließlich gilt, dass „mindestens haltbar bis“ in aller Regel bedeutet „oft länger gut“ – zumindest bei ungeöffneten Verpackungen. Mit Auge und Nase lässt sich das leicht erkennen.
Der Schaden ist am größten, wenn tierische Produkte wie Fleisch, Butter, Käse oder Eier verschwendet werden. Wenn ein halbes Kilogramm Rindfleisch weggeworfen wird, ist das von der Umweltbelastung her gleichbedeutend mit der Entsorgung von 20 Broten oder 54 Kopfsalaten.
Wie kann man sonst Lebensmittel retten?
Viele Händler arbeiten mit caritativen Organisationen wie den Tafeln zusammen. Diese holen Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, ab und verteilen sie an Bedürftige. Privatleute können Apps wie „Too good to go” nutzen. Dort kann man bei Geschäften in der Nähe „Überraschungstüten“ mit Lebensmitteln, die zu verderben drohen, reservieren und zu einer festgesetzten Uhrzeit zu einem günstigen Preis abholen.
Peter Forst
1 Matthias Benz in: Neue Zürcher Zeitung, 4. August 2023
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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, September/Oktober 2024.
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