5. Februar 2025

Wort des Jahres

Von nst5

Kennen Sie das „Wort des Jahres“?

Sprachwissenschaftler küren damit Wendungen und Wörter, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres geprägt haben.

So hat sich die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden für „Ampel-Aus“ entschieden. Es bezeichnet „den Paukenschlag“, der sogar das Ergebnis der US-Wahlen übertönt habe, als am 6. November die Berliner Regierungskoalition in die Brüche ging.
Die Gesellschaft für Österreichisches Deutsch in Graz hat „Renaturierung“ ausgewählt. Ein politisch stark aufgeladenes Wort: Umweltschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) habe entscheidend beigetragen, dass das Renaturierungsgesetz der Europäischen Union verabschiedet worden sei – gegen den Willen von Bundeskanzler Karl Nehammer und somit dem Koalitionspartner ÖVP.
In der Schweiz hat es „Unterschriften-Bschiss“ auf Platz eins geschafft. Laut der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zeigt es das „angeknackste Vertrauen“ in das Schweizer Abstimmungssystem, nachdem kommerzielle Unterschriftensammler im großen Stil Unterschriften auf Sammelbögen von Initiativen gefälscht hätten.
Jedes Wort beschreibt einen prägenden Aspekt im Leben des jeweiligen Landes im zu Ende gehenden Jahr. Ich habe mich gefragt: Könnte auch ich mein Jahr in einem Wort zusammenfassen? Mir fallen mehrere Worte ein. So vieles  – auch Widersprüchliches – ist geschehen und ich kann mich (noch) nicht für eines entscheiden. Mag es damit zu tun haben,  dass ich in manchen Momenten das Gefühl hatte, von äußeren Umständen gelebt worden zu sein?
Gleichzeitig kam mir die Frage, ob es nicht genau deshalb sinnvoll sein könnte, das neue Jahr schon zu Beginn unter ein „Leitwort“ zu stellen. Ganz spontan, und sicher angeregt durch die Beiträge dieses Heftes, kommen mir „Hoffnung“ – der unverbrüchliche Glaube daran, dass Dinge gut oder zumindest besser werden können – und „Nähe“ – der Wunsch, sie im Schenken und Empfangen zu erfahren.
Beide scheinen mir Ausdruck einer inneren Sehnsucht zu sein, die ich in mir, aber auch in vielen Menschen in meinem Umfeld wahrnehme. Mich hat aber auch beeindruckt, dass beides „Tu-Wörter“ sind – dass sie eine innere Haltung ausdrücken, die nicht lähmt, sondern mir die Chance gibt, aktiv mitzugestalten – zu leben, nicht gelebt zu werden.
Wer weiß, welche „Worte des Jahres” Sie beim Übergang vom alten zum neuen Jahr begleiten? Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall ein erfülltes Jahr, auch durch die gelebte Nähe mit den Menschen, denen Sie begegnen werden.
Mit den Grüßen des ganzen Teams

Ihre
Gabi Ballweg

Was meinen Sie zu den Beiträgen in diesem Heft?
Ich freue mich auf Ihre E-Mail


Hat Ihnen der Artikel gefallen? Möchten Sie mehr von uns lesen? Dann können Sie hier das Magazin NEUE STADT abonnieren oder ein kostenloses Probe-Heft anfordern.
Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Januar/Februar 2025.
(c) Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München
Ihre Meinung interessiert uns: Schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.