2. Juni 2025

9 Fragen an Martin Schleske

Von nst5

Martin Schleske

Fotos: (c) Tim Glowik

Martin Schleske
geboren 1965 in Stuttgart, ist Geigenbaumeister. Seit 1996 betreibt er
eine Meisterwerkstatt für Geigenbau im Raum München. Seine Instrumente werden von international konzertierenden Solisten und Konzertmeistern renommierter Orchester gespielt. Er ist Mitglied der Künstlergruppe „Das Rad“. Dort treffen sich Maler, Bildhauer, Designer, Musiker, Schauspieler, Regisseure, Schriftsteller, Journalisten und Architekten. Sein geistliches Buch „Der Klang“ (2010) wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Martin Schleske ist seit 1990 mit Claudia Schleske verheiratet. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne.


Worüber ich herzlich lachen kann?
Ich lache gar nicht so viel. Über unsere Hündin, die unfassbar süß und originell war, konnte ich allerdings häufig lachen. Vor einem halben Jahr ist sie gestorben. Ich vermisse sie sehr. Diese Art von Traurigkeit ist ebenso wertvoll wie das Lachen.

Was mich ärgert?
Jede Form von Selbstgefälligkeit oder Selbstgerechtigkeit. Menschen, die ihr Selbstwertgefühl daraus gewinnen, dass sie „zu den Guten“ gehören.

Mein Lebensmotto?
Wir sollen unsere Quellen kennen. Je älter wir werden, desto wichtiger ist es, zwischen unserer Berufung und unseren Quellen zu unterscheiden. Unsere Berufung darf uns beanspruchen; da geben wir uns hin. Unsere Quellen aber stärken uns mühelos.

Meine Schwäche?
Frei nach Ignatius von Loyola bin ich wohl eine überfeine Seele, entsprechend fühle ich mich oft für Dinge verantwortlich oder schuldig, für die ich gar nicht verantwortlich bin.

Meine Stärke?
Willenskraft und Hingabe, wenn es um die Dinge meiner Berufung geht. Die Bereitschaft, mich von Jesus von Herzen gern zu einer „vertikalen Lebenskunst“ provozieren zu lassen.

Mein Lieblingsort?
Der kleine Dachspitz in meinem Werkstatthaus mit dem Blick nach oben zum Licht. Da ist mein Gebetsort, der Ort meiner Stille, an dem ich tief ausatme, Mut schöpfe, leer und angewiesen auf die Zuwendung Gottes bin.

Was für mich „Menschlichkeit leben“ bedeutet?
Im Miteinander barmherzig mit den Schwächen des Anderen zu sein; mich hüten vor einem Geist der Empörung. Mut und kantige Persönlichkeit sind wichtiger als feige Fehlerlosigkeit.

Woraus ich Kraft schöpfe?
Über viele Stunden inmitten einer Herde von Pferden zu stehen. Die Gemeinschaft mit Pferden ist eine tief beglückende Form der Liebe über Artgrenzen hinweg. Sie sind mit ihren hochsensiblen Seelen die gewaltigsten Seelsorger, die der Himmel mir geschenkt hat.

Was mir Sorgen macht?
Meine große Sorge ist, dass wir den Aufschrei der Arten überhören. Das Artensterben ist ein Gebet, das das Herz Gottes erschüttert.


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Mai/Juni 2025.
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