Passiert
Aus dem Leben mit dem Wort

Eine Tante hatte Geburtstag. Ich hatte sie zum Essen eingeladen; doch kurz vorher sagte sie ab. Tage später besuchte ich sie mit einem Blumenstrauß. Ihre Reaktion: „Im Sommer Schnittblumen verschenken ist unnötig ausgegebenes Geld.“ Auf die Nachfrage, wie es einem erkrankten Verwandten gehe, sagte sie kühl: „Der ist längst begraben.“ Als sie meine Betroffenheit bemerkte, warf sie mir vor, dass ich ohnehin kein Interesse hätte an den Krankheiten anderer Menschen. Daheim konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich fühlte mich verletzt und zurückgewiesen. Wenig später beschloss ich, diesen Schmerz Jesus anzubieten. Ein paar Tage später läutete es: Meine Tante, die sich entschuldigen wollte. Ich lud sie auf einen Tee ein und konnte ihr sagen, dass sie mich in der Tat verletzt hatte. Als ich ihr beim Abschied versicherte, dass für mich die Situation in Ordnung sei, schaute sie mich dankbar an und bat um meinen Segen.
R.A.
Schon seit einiger Zeit mache ich mir große Sorgen um meine Tochter. Sie und ihr Mann streiten oft; die beiden kleinen Kinder sind hin- und hergerissen in ihren Gefühlen. Ich versuche, ihnen allen in immer neuer Liebe zu begegnen. Aber jede neue Krisensituation lässt mich wieder hilflos zurück. Neulich habe ich sie wieder einmal besucht und dabei auch Fotos gemacht. Auch wenn unsere Begegnung einigermaßen stressfrei war, fuhr ich doch bedrückt nach Hause. Einige Zeit später schaute ich mir die Fotos an. Erstaunt sah ich erst jetzt, welches T-Shirt meine Tochter getragen hatte: „CONFIDENCE“ lautete der Schriftzug darauf – in Gold! „VERTRAUEN“. Mir war, als hätte Gott mir dieses Wort liebevoll zugesprochen.
G.K.
Vor einiger Zeit war ich auf Urlaub in einem Kurheim, wo es auch Honig zu kaufen gab. Ich wollte mir ein Glas besorgen. Da sprach mich ein Kurgast auf mein schönes Schmetterlingstuch an; ihre Enkelin sei ein Fan von Schmetterlingen, und sie wollte ihr so eines besorgen. Den Honig hatte ich vergessen. Ein paar Tage danach traf ich die Frau wieder. Ich erfuhr, dass die Kleine fünf Jahre alt war und gerade sehr krank. Spontan schlug ich vor, ihr mein Tuch zu geben. Die Dame war überrascht: „Wenn mein Sohn mich abholen kommt, soll er aus der Familien-Imkerei einen Honig für Sie mitbringen.“
E.S.
In der Corona–Zeit war mir aufgefallen, dass ich viele Dienste, die andere für uns tun, wie selbstverständlich annehme. Deshalb habe ich mir damals vorgenommen, diesen „stillen Helfern“ immer wieder einmal eine Kleinigkeit zu schenken: dem Postboten in der Hitze ein Eis, den Verkäuferinnen im Verbrauchermarkt eine kleine Süßigkeit, dem Mitarbeiter beim Grünabfall eine Tasse Kaffee, … Unlängst empfing mich eine Verkäuferin im Verbrauchermarkt so: „Heute machen wir das einmal andersherum!“ – und holte aus ihrer Tasche ein Glas Marmelade, das sie mir schenkte.
G.W.
Nach einem Besuch kam ich auf meinem Heimweg am Schulhaus vorbei. Der Unterricht war zu Ende, und die Kinder strömten in alle Richtungen hinaus ins Freie. Auf einer Bank saß ein Junge mit Behinderung und machte mit seinem Handy viele Fotos. Er freute sich sichtlich daran. Da kamen drei etwa Zehnjährige auf ihn zu, lachten und spotteten über ihn und rissen ihm das Handy weg. Der Junge schrie: „Nein. Nein. Das habe ich von meinem Papa bekommen.“ Mir wurde bewusst, dass ich sofort einschreiten musste. Ich stellte mich auf seine Seite und sagte laut und energisch: „Schluss! Was ist hier los?“ Nach einem kurzen Gespräch fragte ich die drei, wie das wäre, wenn jemand ihnen das liebste und wertvollste Geschenk wegnehmen würde. Sie schauten einander an und dann auf den Boden. Es dauerte, bis sie dem Jungen das Handy zurückgaben und jeder der drei sich bei ihm entschuldigte.
W.B.
Ich besuchte meine Mutter. Als ich aus dem Keller kam, wo ich etwas geholt hatte, stand sie ganz verzweifelt im Zimmer. Sie hatte die schon länger angerissene Gardine in der Hand. Nun hatte sich beim Zuziehen auch die alte Schiene gelöst. Notdürftig versuchte ich, das über 50 Jahre alte Teil zu reparieren. Es blieb ein Provisorium. Zwei Tage später kaufte ich in einem Baumarkt eine neue und es gelang, sie an der alten Decke anzudübeln. Mit meiner Schwester kauften wir fertige Store-Stücke und hängten sie auf. Abends war alles zur Freude unserer Mutter repariert. Die Gardine lief problemlos in der Schiene. Tage später hörte ich am Telefon: „Jeden Abend ziehe ich die Gardine voller Freude zu. Sie läuft so gut. Und morgens ist es eine Freude, wenn ich sie wieder öffnen kann.“
M.W.
Ich stieg zu Hause die Treppe hinauf, als mir eine Mieterin mit schweren gesundheitlichen Problemen in den Sinn kam. Nie schien genug Zeit, sie zu grüßen, und auch dieses Mal war ich versucht, es aufzuschieben. Aber der Gedanke, es für Jesus zu tun, gab den Anstoß zu klingeln. Als ich sie verließ, wurde ich von einigen Mietern aufgehalten, die meine Meinung zu einer strittigen Hausfrage hören wollten. Ich wollte es kurz machen, da ich ja noch kochen musste, blieb aber stehen, um mir die Gründe des einen und des anderen anzuhören. Gleichzeitig suchte ich nach einer Lösung, die wieder Harmonie bringen würde. Mir fiel nichts ein. Ich konnte nur zuzuhören. Am Ende fanden sie selbst die Lösung, die für alle passte. Sie bedankten sich, einer wollte mir sogar etwas schenken. Dabei war ich einfach froh, dass ich eine Beziehung zu Menschen gefunden hatte, wo vorher keine war.
F.I.
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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, September/Oktober 2025.
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