19. Juli 2017

Wenn die Nerven blank liegen…

Von nst5

Stress? Da können wir in der Redaktion mitreden! Regelmäßig in den Tagen vor Redaktionsschluss steigt die Anspannung:  Fehler finden, Korrekturen eingeben, Schlagzeilen texten; von den Interviewten fehlt für einige Artikel noch grünes Licht; andere müssen wir erst schreiben:  So viele leere Seiten noch! Ob wir rechtzeitig fertig werden? Und genauso regelmäßig die Fragen: Sind wir nicht selbst schuld? Hätten wir nicht vieles schon früher in die Wege leiten, texten, abschließen können?

Stress kann süchtig machen, fürchte ich. Zweimal bin ich als Reporter mit Radio-Teams bei Weltjugendtagen mit Hunderttausenden Teilnehmern dabei gewesen. Von früh bis spät auf Pressekonferenzen gehen, Interviews führen, Umfragen einholen, Berichte schreiben, schneiden, aufnehmen und schicken oder damit gleich live auf Sendung gehen: zehn Tage unter Spannung, von Termin zu Termin, mit einem Kick, wie im Rausch. Eine gewisse Zeit lässt sich das aushalten, ist motivierend, setzt ungeheure Energien frei. Aber auf Dauer?

Cover: elfgenpick.com

Auf Dauer macht Stress unzufrieden, sogar krank. Die Nerven liegen schneller blank. Kleinste Anfragen, die uns quer kommen, bringen das Fass zum Überlaufen, lassen uns explodieren. Dann sind wir keine angenehmen Zeitgenossen mehr. In diesem Zustand werden wir unseren nächsten Angehörigen zum Gräuel: Beziehungen leiden darunter. Auch Partnerschaften sind diesen Belastungen nicht immer gewachsen, darauf nicht ausreichend vorbereitet: Konflikte sind unausweichlich.

Und dann hören Mütter und Väter manchmal: „Was jammert ihr über Stress? Ihr solltet euch doch für die Kinder, die Familie aufopfern!“ – Zu wissen, wofür man sich abrackert, mag helfen, große Belastungen eine Weile durchzuhalten. Über längere Zeit werden damit weder die Mütter oder Väter glücklich, noch die Kinder sich zu ausgeglichenen Personen entwickeln. – Um gut für die anderen da sein zu können, dürfen wir uns selbst nicht vernachlässigen! „Wenn ich zufrieden bin, bin ich doch viel attraktiver für meine Frau und kann meinen Kindern ein viel besserer Vater sein“, hat mir ein Bekannter neulich gesagt. Oder sollte es eine Bekannte, eine Mutter gewesen sein? Weiter gedacht jedenfalls, könnte diese Sicht für das Verhältnis zwischen den Partnern und unter den Generationen bedeuten: Wir achten darauf und unterstützen uns gegenseitig dabei, dass möglichst keiner von uns über die Maßen unter Stress leiden muss!

Sie klagen doch noch darüber? Dann hoffen wir, Ihnen in diesem Magazin zum Umgang mit Stress einige brauchbare Anregungen mitgeben zu können.

Herzlichst, Ihr
Clemens Behr

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(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2017)
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