8. November 2009

Schau mal an!

Von nst_xy

Erfahrungsberichte

Seit kurzem versuche ich das „Wort des Lebens“ in mein Leben hinein zu nehmen. An einem Morgen hatte ich mir vorgenommen, vor allem in den alltäglichen, kleinen Begebenheiten besonders achtsam zu sein und viele kleine Schritte der Liebe zu machen. Dann war ich mit meiner Schwester auf dem Weg in die Stadt, als mir etwas aus der Tasche fiel. Eine alte Frau machte mich darauf aufmerksam. Ich bedankte mich, und wir kamen ins Gespräch. Sie war 91, noch echt fit und erzählte von ihrem Leben. Wir sind dann ein Stück zusammen gegangen, bis meine Schwester und ich eine andere Richtung einschlagen mussten. Als wir ihr einen schönen Tag wünschten, strahlte sie uns nur an.
Auf dem Markt fiel einem älteren Mann beim Bezahlen das Geld aus seinem Portemonaie, und wir haben ihm beim Einsammeln und Abzählen des richtigen Betrages für seinen Einkauf geholfen. In der Aufregung hat er dann seine Trauben vergessen, und wir haben sie ihm noch hinterher gebracht. Er hat sich ein paar Mal bedankt und ging lächelnd weiter.
Zu guter Letzt haben wir einem Kind noch seinen verlorenen Luftballon wiedergebracht. Auch es strahlte vor Freude. Bei all dem bekam der Tag richtig Farbe, und meine Schwester und ich spürten eine große Freude, wie wir sie auch bei den drei Menschen gesehen hatten. Hinterher sagte ich mir: „Schau mal an! Ein paar kleine Schritte, geschenkte Zeit und Aufmerksamkeit, – und Menschen werden froh. Sicher ist in solchen Momenten Gott dabei.”
D.K.

Es passte wie angegossen.
Wir waren zu einer Hochzeit eingeladen und wollten danach direkt in Urlaub fahren. Neben dem Packen für die Tage am Meer war deshalb auch zu bedenken, was wir und die Kinder zur Feier anziehen wollten. Mir schien, dass für unseren siebenjährigen Sohn die neue Hose und ein schönes T-Shirt in Ordnung wären. Mein Mann hatte jedoch ganz andere Vorstellungen: Einen Anzug mit Hemd fand er angemessen. Extra für diese einmalige Gelegenheit etwas zu kaufen, schien mir übertrieben, und außerdem wusste ich nicht, wann ich das noch tun sollte. Zu viel war noch zu erledigen.
Die Sache ging mir jedoch nicht aus dem Kopf. Ich spürte, dass es meinem Mann wichtig war. Warum also nicht meinen Teil tun?, dachte ich. Ein klein wenig Zeit war schon noch drin. So beschloss ich, es aus Liebe zu meinem Mann wenigstens zu versuchen.
In einem Second-Hand-Laden für Kinderkleidung erzählte ich der Besitzerin von meinem Anliegen. Sie hörte mir zu und sagte: „Da habe ich etwas für Sie!“ Sofort brachte sie mir einen schönen Anzug mit weißem Hemd und Schlips – genau in der richtigen Größe. Und dann bot sie mir sogar noch an, den Anzug nach einer Reinigung und gegen eine kleine Gebühr wieder zurück zu nehmen.
Als der Anzug dann auch noch wie angegossen passte, war ich überwältigt, dass mein kleiner Schritt und das Hinhören auf die innere Stimme so belohnt wurden.
C.H.

Jetzt habe ich aber genug getan.
Im Sommer war Marco aus Italien sieben Wochen bei uns zu Gast. Er ist mit 15 gerade ein Jahr jünger als ich, und so dachte ich, dass wir viel miteinander machen könnten. Aber er war sehr verschlossen. Am Anfang fiel es mir noch leicht, immer wieder auf ihn zuzugehen und immer neue Vorschläge zu machen. Aber nach einiger Zeit wurde das immer schwerer. Eigentlich kann er ja auch mal etwas vorschlagen, dachte ich immer öfter, bei all dem, was wir uns für ihn einfallen lassen. Außerdem könnte er ja wenigstens mal seine Hilfe bei der Gartenarbeit anbieten. Aber am meisten ärgerte mich, dass ich gar nicht einschätzen konnte, wie es ihm eigentlich bei uns ging.
Dann aber kam mir, dass es nicht richtig war, zu denken: „Jetzt habe ich aber genug getan.“ Schließlich hört Gott auch nie auf, uns zu lieben. So beschloss ich, wieder neu anzufangen und den ersten Schritt auf Marco zu zu machen – egal, ob er darauf reagierte oder nicht. Und ich bat Gott um Hilfe, dass ich das wirklich schaffte. Danach fühlte ich mich richtig gut, irgendwie frei. Und interessanterweise war auch das Mühsame von vorher fast verschwunden.
Dann fuhr Marco wieder zurück nach Italien. Kurz darauf erhielten wir eine Mail von seiner Mutter. Sie erzählte uns, wie froh Marco über die Zeit bei uns gewesen sei. Bevor er zu uns gekommen war, habe er eine schwierige Zeit durchlebt, er sei immer härter geworden und richtig negativ. Aber nun sei er völlig verändert zurückgekommen. Sogar Marcos Vater, der seit einigen Jahren an einer Depression litt, würde auf die veränderte Atmosphäre reagieren und hätte nun sogar beschlossen, Hilfe für seine Krankheit anzunehmen.
Für mich war das eine starke Sache! Nie hätte ich gedacht, dass Gott seine Versprechen wirklich so hält und bei uns ist, wenn wir versuchen zu lieben, wie er uns das aufgetragen hat.
K.K. (16)

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2009)
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