7. April 2014

Nicht ohne euch!

Von nst1

Schweizer Homepage setzt Zeichen für Fremdenfreundlichkeit.

Zeige, dass die Schweiz viel mehr ist als eine Negativschlagzeile! So könnte man kurz und knapp zusammenfassen, wozu die Initiatoren der Internetseite „ohnedich.ch“ einladen. Schweizerinnen und Schweizer sollen einem Ausländer ihrer Wahl dort bekennen, weshalb und wie sehr sie ihn mögen, und so nach außen und innen ein Zeichen für Fremdenfreundlichkeit in ihrem Land setzen.
„Ohne dich hätte ich nicht so eine tolle Cousine“, gesteht nun zum Beispiel der Schweizer Elio der kleinen Celine aus Hong Kong. Weniger emotional ist der Zuruf von Luca an seinen italienischen Kollegen Luigi: „Ohne dich wäre die Arbeit nur halb so lustig.“ Andere bekunden: „Ohne dich würde niemand über meine Witze lachen“,„… hätte ich den Winter nicht überlebt“ oder „… wäre die Welt nicht so bunt“.

Die Botschaft „Ich schätze dich“ können alle auf ihre Art und Weise einfach und nach Belieben zum Ausdruck bringen. Schweizer machen dazu zusammen mit einem Ausländer – bisher sind es Kolumbianer, Mexikaner, Italiener, Deutsche, Serben, Koreaner, Griechen, Franzosen und viele, viele andere – ein Foto, schreiben einen Satz dazu und laden das Bild auf der Seite hoch. Die ist seit dem 18. Februar aufgeschaltet und die Fotos können dort direkt mit Facebook verlinkt werden. Nach knapp vier Wochen zählte die Seite dort bereits über 6 800 Likes, Tendenz steigend.

Schon das Durchlesen verbreitet gute Stimmung. Und genau das wollten Silvan Groher, Berni Stoller und Ralph Moser auch erreichen. Sie leben in und bei Zürich und die Idee zur Aktion hatten sie unmittelbar nach der Abstimmung am 9. Februar, bei der die Schweizer mit knappen 50,3 Prozent in einer Volksabstimmung dafür gestimmt hatten, die Zuwanderung von Ausländern in ihrem Land zu begrenzen. Die Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ der national-konservativen Schweizer Volkspartei (SVP) war damit erfolgreich. Und die Regierung in Bern muss das Anliegen nun innerhalb von drei Jahren umsetzen.
Die drei Initiatoren stellen auf ihrer Homepage nüchtern fest, dass es nach Abstimmungen immer Gewinner und Verlierer gibt. Die Verlierer könnten dann zwar lamentieren, aber ändern würde sich damit nicht viel. „Weshalb also die Zeit mit Kopfschütteln vergeuden?“, fragten sie sich deshalb und wollten lieber „die geballte Ladung Energie, die durch die Eidgenossenschaft schwingt, nutzen“. Nicht zwingend politisch sollte das sein, sondern einfach nur positiv.
Und das ist offensichtlich gelungen, wie die rege Beteiligung, die vielen Seitenklicks, die Resonanz in den Medien und nicht zuletzt der Kommentar von Sylvan Coron auf Facebook bestätigen: „Danke, dass ihr uns Ausländern zeigt, dass nicht alle Schweizer uns als Kriminelle wahrnehmen. … dank euch sieht die Welt nun wieder etwas besser aus.“
Gabi Ballweg

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, April 2014)
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