19. September 2013

Für guten Boden sorgen

Von nst1

In Erziehungsfragen bin ich oft anderer Meinung als meine Frau, was zu Spannungen führt. Was tun? 

Etwas verbieten oder unterstützen? Wie auf die Bockigkeit des Jüngsten reagieren, wie mit der Pubertätskrise der Ältesten umgehen? Zuweilen erscheint der Einklang unter den Eltern in der Erziehung als ein unerreichbares Ziel. Die so andere Haltung des Partners kann wie eine Bedrohung sein. Die Kinder nutzen die Meinungsverschiedenheit von Mama und Papa aus, um das zu erreichen, was sie wollen. Kein Wunder, dass große Missstimmungen die Folge sind.
Um wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen, braucht es Zeit und Vertrauen, die Investition in das Gespräch und den Austausch, um als Erzieher das Beste geben zu können. Mit einem solchen Training verwirklichen sich die Eltern auch als Paar: Wenngleich die Kindererziehung die wichtigste und anstrengendste Aufgabe der Eltern ist, so ist es doch nötig, die Paarbeziehung immer wieder ins Zentrum zu rücken – gerade zum Wohl der Kinder, denn sie ist der gute Boden, auf dem die junge Pflanze gedeihen kann. Setzen Sie also dort an!
Es muss nicht erschrecken, dass Mann und Frau ihre je eigene Sensibilität, Kultur und besondere Erfahrung haben, die ihre unterschiedlichen Weisen, mit den Kindern in Beziehung zu treten, bestimmen. Gerade dadurch können sie mehr Aspekte und Färbungen in der Persönlichkeit der Kinder erfassen, sie also in einer größeren Tiefe kennenlernen. Die Eltern, die sich gegenseitig sagen, wie sie ein Kind sehen und welche Gedanken sie sich über seinen Charakter und seine Entwicklung machen, bekommen eine weitere Sicht und größeres Gleichgewicht in der Erziehung. Damit weitet sich auch ihre Fähigkeit, die Kinder gernzuhaben.
Häufig ist die Frau stärker als der Mann mit den Kindern, ihren Tagesabläufen und ihrer Erziehung befasst. Das Bemühen, die Meinung des jeweiligen Partners zu berücksichtigen und wertzuschätzen, kann auch eine Art sein, ihn selbst dann präsent zu halten, wenn er nicht körperlich anwesend ist.
Giovanna Pieroni

Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2013)
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