27. Januar 2017

Machtvolles Mittel

Von nst5

Ich hab viele Freunde auf Facebook und Whatsapp, fühle mich aber manchmal einsam und allein. (Ein 16-Jähriger)

Kein Grund zu verzweifeln! In deinem Alter geht es vielen so: Sie erleben eine innere Traurigkeit, weil sie sich im Beziehungsgefüge der anderen ausgeschlossen und wenig wertvoll fühlen. Ein weiterer Grund für die Einsamkeit ist, dass du auf dem Weg bist, deine Identität zu finden. Dabei spielt dein Urteil über dich selbst eine Rolle und auch, wie andere dich beurteilen. Deine Umwelt will von dir, dass du alles Mögliche gut kannst und überall der Erste und Beste bist. Aber diese Erwartungen sind dumm, sind ein Betrug, denn sie blenden aus, dass wir alle Fehler und Schwächen haben.
Daher folgender Vorschlag: Schau auf deine Vorzüge und auf die positiven Seiten der anderen – und mach sie auch darauf aufmerksam. Tritt deiner Einsamkeit entgegen, indem du einige Minuten am Tag nachdenkst und deine Fehler „entschärfst“ – ihnen ihr Gewicht nimmst. Wenn du gläubig bist, mach sie Jesus zum Geschenk, der dich besser kennt als du selbst.
Was das Urteil der anderen betrifft, such die Beziehung zu ihnen. Sei offen gegenüber den Mädchen und Jungen deiner Clique, Altersgenossen, Klassenkameraden, Vereinsmitgliedern, unterstütze sie, sei ihnen eine Hilfe. Nichts ist stärker als die Liebe – also für andere da zu sein, um Anerkennung zu finden und getragen zu werden. Johannes vom Kreuz sagt: „Wo keine Liebe ist, bring Liebe hin, und du wirst Liebe finden.“ Öffne dich den anderen und mach dir keine Sorgen, wenn sie dein Zugewandtsein nicht gleich erwidern. Die Nächstenliebe ist ein machtvolles Mittel gegen die Einsamkeit.
Ezio Aceti

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2017)
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