3. August 2021

In Ruhe lassen

Von nst5

Dem Lärm zuhören

Eine Mücke, die durch ein Zimmer fliegt, ist nur zehn Dezibel laut. Und doch kann sie einem verlässlich den Schlaf rauben. Erst recht übrigens, wenn sie nicht mehr fliegt und es ganz leise ist. Dann nämlich muss man befürchten, dass sie gerade zum Blutsaugen ansetzt.
Dies ist ein sprechendes Beispiel dafür, wie subjektiv das Lärmempfinden des Menschen ist. Ein tropfender Wasserhahn bringt es nur auf 20 Dezibel, Meeresrauschen hat 50 Dezibel. Während der Wasserhahn einen in den Wahnsinn treibt, lassen manche Menschen Meeresrauschen aus dem Mobiltelefon erklingen, um besser einzuschlafen.

Foto: (c) boba-jovanovic (unsplash)

Die Tageszeit nimmt ebenfalls Einfluss auf das Lärmempfinden: Tagsüber wirken Geräusche erst ab 80 Dezibel als laut, während bereits 40 Dezibel als Störung der Nachtruhe gelten. Auch Sympathie und Antipathie spielen eine große Rolle dabei, was man als Lärm empfindet und was nicht. Einem sympathischen Menschen verzeiht man in der Regel deutlich mehr Lärm als etwa einem unsympathischen Nachbarn. Und Glockengeläut wird umso störender empfunden, je mehr die Kirchenbindung abnimmt.
Schließlich gilt: Lärm, den man selbst erzeugt, ist nicht so schlimm. Oder wie Urs Bühler in der Neuen Zürcher Zeitung schrieb: „Lärm ist das Geräusch der anderen.“ Vom 1992 verstorbenen Komponisten John Cage stammt übrigens das schöne Zitat: „Wenn ein Lärm dich stört, dann hör ihm zu.“

Isolierte Völker
Rund 150 Millionen Indigene leben in 60 verschiedenen Ländern der Welt. Weltweit gibt es rund einhundert „isolierte Völker“, von deren Lebensweise man wenig weiß; die meisten leben im Amazonas. Man unterscheidet in freiwilliger Isolation lebende Gemeinschaften, die bereits Kontakt hatten, ihn jedoch aufgrund von negativen Erfahrungen bewusst abgebrochen haben, von nicht kontaktierten Gemeinschaften. Diese Gruppen wurden erst kürzlich von der nicht-indigenen Mehrheitsgesellschaft „entdeckt“; ein Kontakt hat jedoch noch nicht oder nur in sehr geringem Maß stattgefunden. Indigene Völker und ihr Lebensraum sind zunehmend bedroht. Eines der größten Probleme ist die Rodung der Regenwälder.

1 300 000
Eine Million und dreihunderttausend Einträge spuckt Google aus, wenn man „Zur Ruhe kommen“ eingibt. Das zeigt, wie aktuell dieses Thema ist, aber auch wie viel schon dazu gesagt und geschrieben wurde. Wir hoffen, dass es uns auf diesen Seiten trotzdem gelingt, ungewohnte Zugänge zu eröffnen. ;-)

Sehnsucht
“Darin besteht die große Sehnsucht unserer Zeit: eindringen in die höchste Kontemplation und mit allen Menschen verbunden bleiben, Mensch unter Menschen.
Ich würde noch mehr sagen: eintauchen in die Menge und ihr das göttliche Leben schenken, wie der Wein ein Stück Brot tränkt.
Eindringen in die Pläne Gottes für die Menschheit, inmitten der Menge sein Licht verbreiten und zugleich mit dem Nächsten seine Mühsal, den Hunger, die Schicksalsschläge und die kleinen Freuden teilen.
Denn wie alle Zeiten sehnt sich auch unsere Epoche nach dem Menschlichsten und Göttlichsten, was man sich denken kann: nach Jesus und Maria – das Wort Gottes, Sohn eines Zimmermanns; der Sitz der Weisheit, eine Hausfrau.”
Chiara Lubich
Quelle: Chiara Lubich, Alle sollen eins sein. Verlag Neue Stadt, 1999, S. 9

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2021)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.
(c) Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München