23. März 2017

Hinter den Kulissen des Kommentars

Von nst5

Die Fokolar-Bewegung 

sei gleichsam mit dem Evangelium in der Hand entstanden, unterstrich ihre Gründerin Chiara Lubich (1920–2008) oft. Der Wunsch, auf die Liebe Gottes zu antworten, drängte die Gruppe junger Frauen dazu, im Evangelium zu lesen – und im Alltag umzusetzen, was sie angesprochen hatte. „Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überrascht stellten wir fest, dass Jesu Worte auch heute Gültigkeit hatten.“ 1

Nach und nach entstand die Praxis vom „Wort des Lebens“:
Jeden Monat wird ein Satz aus der Heiligen Schrift ausgewählt und mit einem Kommentar und Anregungen für das tägliche Leben in über 90 Sprachen und Dialekte übersetzt.
Lange stand Chiara Lubich mit ihrer Unterschrift für diese Kommentare – auch wenn sie oft gemeinschaftlich entstanden waren. Nach ihrem Tod übernahm man zunächst Texte aus vergangenen Jahren. Zwei Jahre hat nun Padre Fabio Ciardi die Kommentare hauptverantwortlich zusammengestellt. Um ihn herum bildete sich eine „Kommission“: zwei Bibelwissenschaftler, Vertreter aus verschiedenen Kulturkreisen, Jugendliche, Menschen verschiedener Kirchen, ein Kommunikationsexperte. Der Kommentar soll immer mehr aus diesem Miteinander entstehen. Und so trägt er im März und April die Unterschrift von Letizia Magri; die Italienerin ist Biologin, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Rom und hat einen Master in „Theologie der Ehe und Familie“.

Peter Dettwiler, reformierter Theologe aus der Schweiz, erklärt seine Mitarbeit in der Kommission: „Wir lesen den Textentwurf mit den Sensibilitäten unserer Erfahrungswelten. Ich schaue also mit, reformierten und evangelischen Augen’ darauf, bringe Anregungen ein. Der Kommentar geht ja in die ganze Welt, in alle Kulturen und Konfessionen. Er soll anregen, das Wort aus der Schrift ins Leben umzusetzen. Wenn dabei kulturelle oder konfessionelle Sensibilitäten außer Acht gelassen werden, provoziert das und ist nicht hilfreich.“

1 Chiara Lubich, Gottes Wort für hier und heute – Biblisch inspiriert leben. München 2011, S. 12

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März/April 2017)
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