Dauerhafte Spannung
Was meint eigentlich „ecclesia semper reformanda”?
In diesem Begriff steckt ja das Wort Reform drin. Er meint, dass die Kirche „der ständigen Erneuerung” bedarf. Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wünschte sich Papst Johannes XXIII. eine angemessene Erneuerung und berief dazu ein Konzil ein, das die Kirche nachhaltig veränderte.
Nun darf aber mit der Rede einer „ecclesia semper reformanda” nicht die Illusion verbunden werden, dass in der Kirche plötzlich alles anders werden könnte. Die Kirche geht auf Jesus Christus zurück, und muss sich immer wieder auf ihre Ursprünge besinnen. Andererseits will sie sich aber immer neu auf die Entwicklungen in der Gesellschaft und damit der Menschheit einstellen. Das bringt eine Spannung mit sich, die es schon immer gab und immer geben wird.
Manchmal geschehen Veränderungen in der Kirche unter großer Beteiligung, wie eben das Zweite Vatikanische Konzil in der katholischen Kirche oder synodale Prozesse in den evangelischen Kirchen. In einer deutschen Diözese hat der Bischof einen Zukunftsprozess angestoßen1), um mit der ganzen Diözese die Schwerpunkte für die Pastoral in den kommenden Jahren festzulegen. Im Herbst wird dazu auch ein Jugendforum stattfinden, damit die jungen Menschen mit dem Bischof und anderen Verantwortlichen der Ortskirche über ihre Hoffnungen und Wünsche sowie ihre Vorstellungen von Kirche ins Gespräch kommen. Viele weiterer solche Initiativen wären zu nennen.
Was mir bei allen Reformprozessen wichtig erscheint, ist, sich dem Wirken des Geistes Gottes zu öffnen, denn er ist es letztlich, der echte Erneuerung bewirkt und die Herzen der Menschen bewegen
kann.
Klaus Hofstetter
1) www.dem-glauben-zukunft-geben.de, Erzdiözese München und Freising
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2009)
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