4. Juni 2025

Unsere Entscheidung

Von nst5

Es ist Mai. Der sogenannte Wonnemonat.

Der Blick in die Welt löst aber keine wonnigen Gefühle aus. Ganze Regionen und Länder sind Trümmerfelder. Neue Machtverhältnisse bilden sich, mit Männern an ihrer Spitze, die scheinbar ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl handeln oder zumindest ein sehr eigenes Verständnis davon haben. Die nach dem Zweiten Weltkrieg mühsam aufgebaute Europäische Union steht in einer Zerreißprobe. Allzu viele Menschen suchen ihre Zuflucht in extremistischen Positionen. Die Kluft zwischen Lebenswelten wird tiefer, scheint an manchen Stellen kaum überbrückbar.

Titelbild: (c) Nastco (iStock)

Ist es angesichts all dessen nicht naiv, noch an eine bessere, gerechte, friedfertige Welt zu glauben und sich dafür einzusetzen? Um die Antwort auf diese Frage muss ich manchmal ringen. Letztlich finde ich sie nur, wenn ich den Blick bewusst nach innen richten kann. Dorthin, wo meine Werte, mein Sein, meine tiefsten Überzeugungen sich festmachen. Im Glauben daran, dass Gott mich, uns nach seinem Abbild geschaffen und seine Lebenswirklichkeit in jeden Menschen hineingelegt hat. Das ist manchmal verschüttet; in mir wie auch in anderen Menschen kann ich es nicht immer auf Anhieb wahrnehmen. Trotzdem ist es da.
Manchmal geht dieser Blickwechsel leichter, manchmal braucht es dafür meine bewusste Entscheidung. Manchmal erlebe ich, dass ich danach die Menschen, Umstände und Herausforderungen in einem neuen Licht sehen kann. Vielleicht ein klein wenig so, wie Chiara Lubich das in ihrer Meditation „Die Auferstehung Roms“ beschreibt, die nun Anlass für eine Ausstellung im „Focolare Meeting Point“ geworden ist.
Eine Aussage von Regina Ingelmann hat mich angerührt. Im Blick auf das Wort des Lebens für Juni sagt sie: „Es ist großartig, dass Gott von uns nichts verlangt, was über unsere Kräfte geht. Mit unseren kleinen Möglichkeiten bewirkt Gott Großes. Vermutlich ist es das Schwerste für uns, das zu glauben und darauf zu vertrauen.“
Wie wir auf die Welt schauen, ist unsere Entscheidung und vielleicht ist eine gewisse Naivität sogar das Beste, was wir einander wünschen können: als Kinder Gottes ihm Großes zutrauen. „Auch wir werden Wunder erleben“, ist Regina Ingelmann überzeugt.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine wundervolle, „wonnige“ Zeit.
Ihre
Gabi Ballweg

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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Mai/Juni 2025.
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