Nach der Firmung ist Schluss
Hat man als Christ mit 14 Jahren ausgelernt?
Jetzt hat er ausgelernt!“ So sagte man in meiner Jugendzeit, wenn jemand seine Lehre abgeschlossen hatte. Heute hingegen ist beständige berufliche Weiterbildung wichtiger denn je.
Im Evangelium findet sich etwas Vergleichbares: Im 16. Kapitel des Johannesevangeliums spricht Jesus davon, was nach seinem Abschied wichtig sein wird – wenn sozusagen die „Lehrjahre“ mit ihm, dem Meister, zu Ende sind. Haben die Jünger dann etwa „ausgelernt“? Nein! Jesus sagt: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen.“1) Der Heilige Geist wird also der „Berufsbegleiter“ für die Jüngerinnen und Jünger Jesu sein.
Wie treu und facettenreich Jesus dieses Versprechen wahr gemacht hat, davon erzählt die Apostelgeschichte. Ich bestaune beispielsweise immer wieder die Lernfähigkeit des einfachen Fischers Petrus; und die Paulusbriefe lesen sich stellenweise wie das Drehbuch eines Films mit dem Heilgen Geist als Regisseur.
Und heute? Wenn ich nur die paar Jahrzehnte meines eigenen Lebens überdenke und nach den Spuren des Geistes suche, nach den Veränderungen in der Kirche, dann habe ich viel mehr Grund zu staunen und zu danken als zu klagen. Wie sehr haben sich die Kirchen angenähert! Wie viele Bewegungen und Dienste sind in der Kirche entstanden! Wie viele Christen haben eine theologische und spirituelle Weiterbildung absolviert!
Freilich stelle auch ich mir oft die Frage: Was ist mit den Neugefirmten? Haben sie „ausgelernt“? Oder bleibt der Heilige Geist ihr „Berufsbegleiter“? Will und kann er es vielleicht durch mich sein?
Matthäus Appesbacher
1) Johannes 16,12f
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Oktober 2009)
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